Neubeuern – Unter dem traditionellen Motto „O’zapft is“ eröffnete der künstlerische Leiter der Neubeurer Schlosskonzerte, Herbert Schuch, die neue Konzertsaison. Nicht nur auf dem Oktoberfest, sondern auch in Neubeuern stehe an diesem Abend Blasmusik auf dem Programm, so Schuch augenzwinkernd. Das Publikum erwartete indes kein bierseliges Blech, sondern das hochkarätige Gewandhaus Bläserquintett Leipzig. Zusammen mit Schuch am Klavier führten Katalin Kramarics (Flöte), Susanne Wettermann (Oboe), Andreas Lehnert (Klarinette), Ralf Götz (Horn) und Albert Kegel (Fagott) Werke französischer Komponisten auf.
Hohe technische
Anforderungen
Das Gewandhaus Bläserquintett Leipzig begann mit dem Bläserquintett Nr. 1 von Jean Françaix. Die 1948 entstandene viersätzige Komposition galt lange als unspielbar. Die hohen technischen Anforderungen meisterten die Leipziger mit Bravour. Nach einer langsamen Einleitung erklang ein mit Trillern und Staccati durchsetztes, witziges Allegro assai, in dem rasch auf- und absteigende Oboen- und Klarinettenläufe gefangen nahmen.
Präzise und virtuos interpretierten die Musiker das rhythmische Presto, beruhigend begann die Querflöte den Variationensatz, der alsbald neben träumerischen Einschüben musikalisch explosive Passagen aufwies, in denen alle Instrumente technisch brillant zur Geltung kamen. Marschähnliche Anklänge dominierten den Schlusssatz, dessen flotte Rhythmen faszinierten.
Spätromantischen Zauber verströmte das Sextett für Klavier und Bläserquintett in c-Moll op. 40 von Louise Farrenc.
In allen Sätzen führte Pianist Herbert Schuch mit den Bläsern einen schwelgerischen Dialog. Mondäne Eleganz und melodische Ausdruckskraft charakterisierten das Allegro, feierlich ernst mit einem herrlichen Wechselspiel von Klavier und Oboe entfaltete sich das Andante sostenuto. Das beschwingte Allegro vivace spielten die Musiker mit Hingabe und Leidenschaft. Bisweilen schienen die Bläser das Klavier klanglich allerdings etwas zu überdecken.
Kurz und knapp war das Bläserquintett Nr. 1 von Hedwige Chrétien. Auf ein bisweilen orientalisch anmutendes Andante mit einem eingängigen Thema folgte ein kapriziöses Allegro con moto, in dem das Gewandhaus Bläserquintett Leipzig einmal mehr seine hohe Klangkultur demonstrierte.
Stimmungsbilder aus
Pariser Nachtleben
Klarheit der Formen und reine Tonalität kennzeichneten das Sextett für Klavier und Bläserquintett FP 100 von Francis Poulenc, das den Konzertabend beschloss. Nach einem abrupt beginnenden, hektischen Allegro vivace erklang ein Mittelsatz mit idyllischen Passagen, in dem Oboe und Klarinette eine sentimentale Melodie anstimmten. Stimmungsbilder aus dem Pariser Nachtleben zeigte das Finale, dessen jazzigen Rhythmus die Musiker mit feurigem Temperament zu Gehör brachten. Als der letzte Ton verklungen war, ertönte von draußen ein zarter Glockenschlag, der einen überaus anregenden Konzertabend behutsam beendete.