Ein gegenseitiges Befruchten und Ergänzen

von Redaktion

Das Künstlerpaar Richard und Maja Vogl zeigt in der Galerie Villa Maria Bilder, Zeichnungen und Webkunst

Bad Aibling – „Resonanzen“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung in der Villa Maria. Der Maler Richard Vogl und seine Frau, die Weberin Maja Vogl, zeigen gemeinsam ihre Werke in der Villa, und zwar nicht zum ersten Mal.

Die schlichte Bezeichnung ihres Berufes, die aber nicht umfassend genug ist – Webkünstlerin wäre angebrachter – stammt von Maja Vogl selber. Der Titel „Resonanzen“ sagt aus, dass ihrer beider Arbeiten sich gegenseitig befruchten, ergänzen, bereichern. Diese Resonanz ermöglicht Empathie und Mitfühlen bei den Künstlern und Besuchern.

Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt die Präsentation, so fällt bald die Ähnlichkeit in der Farbgebung auf. Beide haben bei Rudi Tröger studiert, in beider Werke schwingt eine ähnliche Emotionalität mit. Ihre Medien allerdings sind gänzlich andere. Malt er mit Öl auf Leinwand oder mit Kohle auf Papier, webt sie mit Haspel- oder Schappeseide. Haspelseide zum Beispiel wird aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen und bildet einen schier endlosen Faden. Aus solch endlosen Fäden webt Maja Vogl ihre großen Stolen und kleinen Wandwerke. Letztere, in Bilderrahmen montiert, hängen an der Wand und reflektieren das sie umgebende Licht in einer Art, wie Farbe das nicht zu tun vermag.

Es sind Bilder, die in konkreter Manier das Thema „Landschaft“ verwirklichen. Sattrote Streifen wechseln mit weizengelben oder grasgrünen, so wie bei Mark Rothko, dem amerikanischen Mitbegründer der Farbfeldmalerei. Nur dass die Seidenfäden, obwohl sehr dünn, den kleinen Bildern Plastizität verleihen.

Die großen Stolen sind Kunst zum Anziehen, zum Teil elegant in dunkler Farbe mit minimal helleren geometrischen Figuren, die den Seidentüchern etwas Unverwechselbares geben. Jedes dieser Tücher oder der Stolen benötigt zwölf Kilometer Seidenfaden. „Was für eine Anstrengung für Hand, Fuß, Kopf und Herz“, führt Galerist Ernst Geyer aus.

1975 begann Maja Vogl in Bayreuth eine Lehre der Handweberei und schloss ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste bei Rudi Tröger an, das ihren Webarbeiten den künstlerischen Nimbus verleiht.

Ihr Mann, Richard Vogl, gestaltet Menschen und Vögel – Letztere vermutlich seines Nachnamens wegen, sagt er augenzwinkernd. Der Maler und Zeichner lädt den Betrachter ein, in seinem Werk den Humor, den Tiefsinn und letztlich die Schönheit zu erleben. Ob mit Öl auf Leinwand, Pastell auf Karton oder Kohle auf Papier, seine Arbeiten sprühen nur so vor Einfallsreichtum. Köpfe – menschliche – tauchen aus dem Nichts auf und schauen mit großen Augen auf Traum oder Wirklichkeit. Wo der Rest des Körpers bleibt, ist ungewiss. Ein Kind mit Hund in Ölpastell auf Karton, eine Frau in Rückenansicht neben einer Topfpflanze und vier Früchten, welche Geheimnisse tragen sie mit sich? Was wollen sie dem Besucher vermitteln?

Was sehen die „Wolkenbetrachter“ (Kohle auf Papier)? Vier wie schwere Steine übereinander gestapelte Gebilde, aber ja, es könnten auch Wolken sein.

Vogls Pinselstrich besitzt eine eigenwillige Schreibweise. Eine gewollt breite Linienführung in den Kohlearbeiten, die Köpfe und auch die Früchte der Ölpastelle eckig und rätselhaft, alles im Oeuvre von Vogl möchte entschlüsselt werden. Und die Vielzahl der Bilder mit Wolken ist verwunderlich. Aber vielleicht soll dies die Betrachter ermuntern, den Blick nach oben zu richten. Das würde der Sicht des Malers entsprechen. Ute Bößwetter

Bis 20. Oktober

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