Von Bichlheim nach Krauting: Fiktive Ortsnamen

von Redaktion

Rosenheim – Ob die Produzenten und Autoren der Telenovela „Sturm der Liebe“ im Jahre 2005, während der Vorbereitung dieser Fernsehserie, einen Ausspruch des seinerzeitigen Bürgermeisters der Gemeinde Bruckmühl im Hinterkopf hatten, als sie das dort befindliche Dorf Vagen in „Bichlheim“ umbenannt haben? Franz Xaver Heinritzi, nunmehr Altbürgermeister, erfreut bis zum heutigen Tag mit dem Dictum: „Wer wird es wagen, zu Vagen Wagen zu sagen?“

Natürlich ist es keine Schande, wenn ortsunkundige Menschen das V im Namen Vagen wie ein standarddeutsches W aussprechen, etwa so wie bei „Valentin“, „Veto-Recht“, „Vakuum“. Übrigens: In der bairischen Sprechweise ist der Valentin der Foiddl! Vielleicht sollte man sogar Vagen wieder, so wie in ganz frühen Zeiten, als „Fagana“ schreiben.

Die Fernsehleute erfanden jedenfalls für Vagen die aussprachemäßig neutrale Bezeichnung „Bichlheim“ und für das Schloss Vagen den Namen (Fünf-Sterne-Hotel) „Fürstenhof“. Mit dieser Maßnahme sollte wohl nicht nur das Problem der Aussprache überwunden werden, sondern auch den intendierten Zielgruppen via Ortsnamen ein typisch „bayerisches“ Flair vermittelt werden.

Viele TV-Serien, die im bairischen Sprachraum spielen, weisen neben realen Ortsnamen wie München, Bad Tölz und Rosenheim auch mehrere fiktive Ortsnamen auf, die gleichfalls eine Einbettung der jeweiligen TV-Serie in die bairisch-sprachige Szenerie gewährleisten sollen.

Aber genauso, wie es in unserer Region seit dem 8. Jahrhundert üblich war, folgt auch in „Sturm der Liebe“, abgekürzt SdL, die Ortsnamengebung nach ganz bestimmten Regeln: In Frage kommen insbesondere im Altlandkreis Bad Aibling Personennamen (804: Epiningas – Aibling), Landschaftsbezeichnungen (1133: Percheim – Bergham), Kirchen-Orte (804: Feldkirch – Feldkirchen), Einhegungen durch die Pflanzenwelt (777: Dornakindorf – Derndorf).

Das fiktive Bichlheim erinnert aufgrund seiner Namensbestandteile „Bichl“ = Anhöhe, Hügel und „Heim“ = Heim(statt) durchaus an die bereits oben genannte Ortschaft Bergham: Bichlheim als Heimstatt am oder auf dem Bichl, althochdeutsch puhil, mittelhochdeutsch buhel, bühel, Bergham als Heimstatt am oder auf dem Berg.

Laut der exklusiven Thematik von SdL geht der Bichl im Namen Bichlheim allerdings auf eine Person namens Bichler, einen Vorfahren des von Sepp Schauer gespielten Chefportiers Alfons Sonnbichler, zurück. Dies ändert aber grundsätzlich nichts an der Namens-Herleitung von einem „Bichl“.

Der Nachbarort von Bichlheim ist in SdL das Gemeindedorf Krauting. Angenommen, Krauting ist ein „echter“ ing-Ort und bedeutet Gelände, an dem viele Kräuter wachsen, dann hätte die Produktion von SdL tatsächlich einen wissenschaftlich korrekten Zusammenhang zwischen ing-Orten und heim-Orten beachtet.

Der Ortsnamenforscher Hans Meixner äußerte sich hierzu in „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“ (1920) folgendermaßen: „Den -ing Orten kommen an Alter und Bedeutung für die Siedelungsgeschichte am nächsten die -heim Orte. Auch sie treten gesellig auf und zwar sind sie am häufigsten, wo die -ing Orte am dichtesten sind (…)“.

Was aber in SdL unterlassen wurde, ist die bairische Wandlung von „heim“ zu „ham“. Wäre ein „Bichlham“ für die SdL-Fans, zumal die aus dem Norden Deutschlands, allzu „bayerisch“ gewesen? Schade, eigentlich. Zumindest der „Alfons Sonnbichler“ könnte „Bihiham“ sagen. Man vergleiche: Rosenheim und Rousn(h)am! höa

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