Thansau – In Goethes „Erlkönig“ hat Schubert Wort und Melodie genial miteinander verbunden. Dass aber zur Begleitung des Klaviers nicht nur ein Sänger auftritt, sondern für den Erlkönig, den Vater und das todkranke Kind gleich drei, durfte das Publikum bei einem hochkarätigen Liederabend im Foyer von Schattdecor erleben. Durch das abwechslungsreiche Programm mit Liedern der Romantik, aber auch mit Arien und Duetten aus berühmten Opern führte Festivo-Gründer und Bratschist Johannes Erkes.
Betörendes
Wiegenlied
In den „Zwei Gesängen“ für Altstimme, Bratsche und Klavier op. 91 von Johannes Brahms demonstrierte Katarina Morfa gleich zu Beginn ihre Sangeskunst. Beseelt und ausdrucksvoll mit wehmütig-kühlem Ton und herber Begleitung der Bratsche ergriff die Sängerin das Publikum. Brahms hatte „Gestillte Sehnsucht – In goldnen Abendschein getauchet“ für seinen Freund Joseph Joachim komponiert, dessen Ehe aufgrund von Joachims permanenter Eifersucht gefährdet war. Doch die Wirkung blieb erfolglos. Kurz darauf, so Erkes nicht ohne Ironie, wurde die Ehe geschieden. Zu Herzen ging das melancholische Wiegenlied, in dem betörende Sanftheit mit Melodramatik wechselte.
Hell, rein und durchsichtig sang Serafina Starke zwei Lieder von Mendelssohn. Im „Schilflied“ aus den sechs Liedern op. 71 brillierte die junge Sopranistin ebenso wie in dem Lied „Auf Flügeln des Gesanges“ aus den „Sechs Gesängen mit Begleitung des Pianoforte“, das Gerold Huber mit samtenen Klavierläufen begleitete.
Serafina Starke und Katarina Morfa führten zusammen mit Bariton Thomas Schütz einen „Erlkönig“ auf, den man lange nicht vergisst. Die Sänger schufen ein Stimmungsbild, das eindrucksvoll die Angst des Kindes, die Verführungskunst des Erlkönigs und die Überforderung des Vaters zu Gehör brachte, immer aufwühlend und bedrohlich untermalt von Gerold Huber am Klavier.
Impressionistischen Klangzauber verströmte „Claire de lune“ von Claude Debussy, rührend innig war das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“, in dem das Publikum erstaunlich sicher die zweite und dritte Strophe sang.
Für die Arie der Norina aus Donizettis „Don Pasquale“ erhielt Sopranistin Serafina Starke rauschenden Beifall. Scharf und klar auch in den Spitzentönen begeisterte sie mit brillanten Koloraturen und ihrer natürlichen Präsenz.
Ausflug in
die Welt der Oper
Nach der Pause gab’s viel aus der Opernwelt. Auf ein umjubeltes Duett von Sopran und Bariton aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“ folgte der Ohrwurm „Habanera“ von Bizet. Erkes schien von der Ausstrahlung Katarina Morfas derart geblendet, dass ihm prompt seine Brille auf den Boden fiel. Etwas lang wirkte das rhythmisch-melodische Andante und Rondo Ungarese von Carl Maria von Weber, dessen rasante Passagen der Bratschist virtuos herunterfetzte.
Düstere Dramatik verströmte die von Thomas Schütz kraftvoll gesungene Ballade von Carl Loewe, viel Applaus erhielt das feurige Duett von Rosina und Figaro aus dem „Barbier von Sevilla“. Dass alle drei Sänger stimmlich wunderbar harmonierten, zeigten sie zum Abschluss in einem Terzett aus Mozarts „Cosi fan tutte“. Und weil´s so schön war, erklang als Zugabe mit Hilfe des Publikums noch einmal „Der Mond ist aufge- gangen“.