Rosenheim – Gut besucht und mit zwei exotisch geprägten Auftritten starteten die inzwischen 38. Rosenheimer Kleinkunsttage in ihrem bewährten Stammlokal, der Bühne im Lokschuppen. Organisatorin Karola Kellner und Team vom Stadtjugendring hatten zwei Acts eingeladen, die beide jeweils mit einem anderen Kontinent und damit anderer Alltags- und Musikkultur verbunden sind.
Geschichten und
Musik aus Afrika
Als „bayerischer Griot“ bezeichnet sich Werner Sturm und trägt den Künstlernamen Tormenta Jobarteh. Er lebte einige Zeit in Gambia und tauchte in die dortige Mande-Kultur ein, mit dem Erzählen von Geschichten und traditioneller afrikanischer Musik. Nach dem Erlernen des Saiteninstruments Kora und verschiedener Percussionsinstrumente wurde er selbst zum „Griot“, zum Geschichtenerzähler, ernannt und tritt seit vielen Jahren als Vermittler afrikanischer Kultur auf.
Über sein bayerisch-afrikanisches Leben hat er seine Biografie „Der bayerische Griot“ verfasst. Mit buntem Gewand, ausholender Gestik und eindringlicher Sprechweise eroberte er schnell das Publikum. Seine Geschichte über einen großzügigen Polizisten, der bei Bayern gleich an „Franz Beckenbauer“ dachte, brachte ihm viele Lacher und Sympathien.
Mitmachen und mitsingen sollte man auch, so unternahm das Publikum als Chor eine Ruderausfahrt auf dem Gambia-Strom an vielen Krokodilen vorbei. Die Kora als Klangkörper unterstrich die Geschichten lyrisch-märchenhaft, im Kontrast dazu gab es Rhythmus von der „sprechenden Trommel“ und dem Hit „Wakawaka“ – ein sehr unterhaltsamer Auftritt.
Sabrina und Tommy sind das Duo „Kasitakanto“, was auf Esperanto so viel bedeutet wie „Hidden Track“, also eine klangliche Überraschung. So bauten die beiden, die es nach Autopanne gerade noch rechtzeitig zum Auftritt im Lokschuppen schafften, immer wieder kleine Spezialitäten in ihre Kompositionen ein.
Indischer
Klangteppich
Das Konzept ist eigentlich ganz einfach – Sabrinas Gesang, Tommys Gitarre und manchmal beide gemeinsam, dazu die aus Indien stammende „Shrutibox“ als Klangteppich. Ihre Lieder stellen Fragen, geben manchmal Rätsel auf in der Sinnsuche.
Zweieinhalb Jahre brachten die beiden teils coronabedingt in Indien zu, musizierten und reisten und können daher viele Geschichten und Typisches aus der indischen Alltagskultur schildern. Vergänglichkeit und ein Schuss Humor spiegelten sich in ihren Texten wieder, wie in „Zeit“ oder „Seelen“, in manchen Passagen entstand im Spiel zwischen Gesang und Gitarre ein schöner fast jazziger Flow. Zum Auftakt also zwei sympathische, jeweils kürzere Auftritte, die die Verbindung Bayerns mit anderen Weltregionen betonten.