Bruckmühl – Die Galerie Markt Bruckmühl feierte im April 2024 ihr 30-jähriges Bestehen. Wesentlicher Bestandteil des Galerie-Erfolges war und ist die herausragende Arbeit der Juroren, die über drei Jahrzehnte für die Gestaltung des Galerieprogramms verantwortlich zeichneten. Aufgrund ihrer Funktion bei der Programmerstellung sind die Juroren also nicht nur Künstler, sondern auch Kuratoren.
Initiiert von Andreas Legath, Jury-Mitglied seit 2003, wurde deshalb anlässlich des 30. Geburtstags der Galerie jedem der Jury-Mitglieder eine eigene Ausstellung anvertraut, die er oder sie kuratiert. Dies galt auch für Herbert Klee, Jury-Mitglied seit 1997. Leider verstarb er überraschend im November 2023. Die ihm gewidmete Ausstellung wird in der Zeit vom 20. Oktober bis 24. November dennoch stattfinden, kuratiert von seinem langjährigen Freund und Künstlerkollegen Christoph Ruckhäberle.
Klee, Jahrgang 1946, war als Maler, Bildhauer, Holzschneider, Zeichner, Karikaturist und Grafikdesigner vielseitig tätig. Welches künstlerische Ausdrucksmittel er auch immer wählte, „im Mittelpunkt meines Schaffens steht der Mensch“, lautete die Priorität des Künstlers. So wird es auch in der neuen Bruckmühler Ausstellung mit dem Titel „Figur“ sein. Christoph Ruckhäberle, Jahrgang 1972, stammt wie Herbert Klee aus Pfaffenhofen an der Ilm, absolvierte ein Zeichentrickfilmstudium am California Institute of Arts in Valencia und war Stipendiat des Walt Disney Charakter Animation Funds, bevor er sich in Leipzig bei Professor Arno Rink der Malerei widmete.
Er lebt und arbeitet in Leipzig, wo er von 2016 bis 2022 eine Professur für Malerei und Grafik innehatte. Seine Arbeiten sind seit Jahrzehnten in Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Dem Bruckmühler Publikum ist er noch sehr gut in Erinnerung mit der Ausstellung „Das kalte Herz“, wobei er Arbeiten von sechs Studierenden seiner Klasse an der Hochschule für Grafik und Buchdruckkunst in Leipzig präsentierte.
Besondere Bedeutung in der Ausstellung wird der letzten Arbeit von Herbert Klee zukommen. Mehr als 15 Jahre lang hat er sich mit dem mittelalterlichen Heldenepos „Tristan und Isolde“ beschäftigt. Was ihn an diesem sagenhaften Stoff interessierte, fasste er einmal so zusammen: „Für meine Bearbeitung des Epos ‚Tristan und Isolde‘ habe ich neben diversen anderen Quellen vor allem den ‚Tristan‘ von Eilhart von Oberg herangezogen. Er ist der einzige vollständige Tristan-Roman in mittelhochdeutscher Textüberlieferung, datiert auf 1170. Das Faszinierende am weit über eine Heldensage hinausreichenden Werk Eilharts von Oberg ist die Tatsache, dass es nichts Geringeres als das Menschliche in all seinen Erscheinungsformen aufzeigt: menschliche Abgründe, Größe, Lug, Betrug, Hinterlist, aber auch Großherzigkeit, Erbarmen und Edelmut, also das gesamte Spektrum menschlicher Eigenschaften und Leidenschaften ist in Eilharts Roman enthalten.“
Daraus hat er ein letztes großes Werk geschaffen: eine bayerische Comic-Fassung mit über 500 Einzelbildern und bayerischem Text, die er erst kurz vor seinem Tod fertigstellen konnte. In einen Comic wurde der Stoff noch nie gepackt und auf Bayerisch gab es den „Tristan“ bislang auch noch nicht. Original-Zeichnungen daraus werden in der Ausstellung zu sehen sein. Die Buchvorstellung findet am 3. November 2024 um 11 Uhr in der Galerie statt. Wie sagte Herbert Klee eins? „Im Mittelpunkt meines Schaffens steht der Mensch.“ Sein „Tristan“ ist ein großer, letzter Beweis dafür. Eröffnet wird die Ausstellung mit einer Vernissage am 20. Oktober um 11 Uhr in der Galerie Markt Bruckmühl, Sonnenwiechser Straße 12 in Bruckmühl.cornelia ahrens