Ein Schriftfest in lateinischen, griechischen und arabischen Lettern

von Redaktion

Der Drucker, Typograf und Grafiker Josua Reichert in der Ausstellung „Poesie der Buchstaben“

Rosenheim – Der Schriftsteller und Dichter Johann Wolfgang von Goethe (28. August 1749, Frankfurt am Main, bis 22. März 1832, Weimar) und der Drucker, Typograf, Grafiker und Autor Josua Reichert (8. Juni 1937, Stuttgart, bis 31. Oktober 2020, Stephanskirchen) haben viele geistige Verbindungslinien, die zum Teil auch in ausgewählten Blättern in der Ausstellung „Josua Reichert. Poesie der Buchstaben – Ein Schriftfest“ in der empfehlenswertten Ausstellung in der Städtischen Galerie Rosenheim am Max-Bram-Platz angesehen werden können.

Eine andere
Natur

Goethe schreibt über Kunst folgende Maximen und Aussagen „Kunst: eine andere Natur, auch geheimnisvoll, aber verständlicher; denn sie entspringt aus dem Verstande. Die Kunst ist eine Art von Erkenntnis, weil die andere Erkenntnis keine vollständige Welterkenntnis ist. Die Kunst ist lange bildend, ehe sie schön ist. Die Kunst an und für sich selbst ist edel.“

Josua Reichert befasst sich in seiner Poesia Typografica mit Johann Wolfgang von Goethe. Die Beziehungen von Wort und Zeichen, von Schrift und Bild, sind die großen Themen, die der Drucker und Typograf Josua Reichert in seiner Kunst immer wieder neu gestaltet. Reichert ist ein Druck-Künstler, der in der Weltliteratur zu Hause ist und die Sprache der Dichtung in seinen Schriftbildern zur konkreten Anschauung bringt. Ein ganzer Reigen von Ausstellungen zu Ehren seines 70. Geburtstags bezeugte die Bandbreite, technische Raffinesse und faszinierende Qualität seines Schaffens.

Dem Werk Goethes hat Josua Reichert sich insbesondere verschrieben. Seine kalligrafisch anmutenden Blätter zum „West-östlichen Divan“ waren mit weiteren Arbeiten 2004 im Hochstift zu sehen, Arbeiten zu Goethe, Ungaretti und Italien 2008 in der Casa di Goethe in Rom.

Nun stellt Reichert eine Reihe von neuen Heften und Drucken vor, die Goethes Spuren in Pompeji und in Neapel folgen, dabei aber zu einem lebendigen, sehr persönlichen Erfahrungsbericht aus Italien werden. Die kunstvoll gedruckten Texte und ihre grafisch-typografische Umsetzung werden im Italien-Raum der Gemäldegalerie präsentiert.

In der Ausstellung „Josua Reichert. Poesie der Buchstaben – Ein Schriftfest“ in der Städtischen Galerie Rosenheim bis 10. November finden sich folgende Druckblätter zum Thema Poesia Typographica mit Einblattdrucken, Formen und Figuren zu Johann Wolfgang von Goethe: Gingo Biloba und farbige, in lateinischen, griechischen, kyrillischen, hebräischen und arabischen Lettern gedruckte Schriftbilder spannen einen weiten Bogen über Schriftkulturen, Weltliteraturen und Zeiten.

Josua Reicherts Typobilder, Poesia Typographica genannt, wandeln Buchstaben zu freien Formen und Figuren und zur Dichtkunst von Johann Wolfgang von Goethe. „Ich bin kein Typograf, der Kunst macht, sondern ein Künstler, der Typografie macht.“ Eine Auswahl der Texte schöpft Reichert aus der Antike bis zur Gegenwart: von Sappho bis Goethe, von Pindar bis Brecht und von Marc Aurel bis Kafka.

Über Jahrhunderte hinweg reichen sie sich in seinem Werk die Hand. Dabei gilt nur ein Kriterium: Die Texte müssen sein Innerstes berühren, ihn inspirieren, seine Kreativität anregen und große Poesie sein. Bernhard Stalla

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