Berückende Orgelklänge wie in einer großen Kathedrale

von Redaktion

Konzert mit der Salzburger Domorganistin Judith Trifellner in der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Schonstett

Schonstett – Judith Trifellner, Domorganistin zu Salzburg, gab in der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Schonstett im Rahmen der Diözesantage ein Orgelkonzert. Schonstett, man muss es schon so deutlich sagen, ist ein kleiner Ort, und doch verfügt es mit seiner vom Prutdorfer Orgelbauer Willi Osterhammer neu gebauten (und vor zwei Jahren eingeweihten) Orgel über ein Prunkstück, das sich wahrhaft nicht verstecken muss. Die zweimanualige Orgel verfügt über reiche Klangfarben, in harmonischen Bewegungen entstehen spannungsvolle Momente.

Judith Trifellner nutzte alle Möglichkeiten des Instruments mit einem vielfältigen Programm, das von Frühbarock bis zur Moderne reichte. Das Präludium in G-Dur von Nicolaus Bruhns (1665 bis 1697) bestach mit majestätischem Glanz, virtuosen Fugen und leichtfüßigem Pedalspiel – norddeutsche Orgelmusik vom Feinsten: sehr farbig, sehr dicht, sehr groß.

Beinahe schlicht im Klang nahm sich dagegen die Choralkantate „Schmücke dich, o liebe Seele“ von J.S. Bach (1685 bis 1750), BWV 654, aus. Ein Abendmahllied, ein cantus firmus, getragen und begleitet von wunderbaren Melodien. Anna Dorothea Spaltners (1723 bis 1798) Präludium und der Fuge in C-Dur (über Themen von J.M. Haydn) war klar überschaubar und in hellen leuchtenden Farben gehalten – sehr kurzweilig. Modern und doch vertraut ob seiner gregorianischen Harmonien erklang dann der Choral varié sur le thème du Veni Creator op. 4 von Maurice Durufle (1902 bis 1986). Der Pfingsthymnus – variantenreich mal mit delikaten Flötenregistern, mal vom Pedal und dann von der linken Hand in zarten Rohrblattregistern, hier eine voix celeste, dort eine voix humaine, mal lyrisch, zum Schluss dann überwältigend kanonisch – kam auch – dank der Gestaltung Trifellners – ohne Worte aus.

Bei der Toccata, Adagio, Fuge in C-Dur von J.S. Bach, BWV 564 paart sich die Gattung italienisches Konzert mit der Tradition norddeutscher Orgelmusik. Eine Mischung aus spritzig bewegt, elaboriert und präzise, flott und ungestüm, aus Klagelied und glanzvollem Fugen-Finale. Das Werk verlangt also so einiges vom Organisten ab. Kein Wunder, dass sich das Publikum nach dem Verklingen des Schlusstons zu spontanem Beifall hinreißen ließ.

Anna Dorothea Spaltners „Komm Heilger Geist Herre Gott“, ein Kirchenlied für Pfingsten, war zwar ruhig gehalten, doch zog ob seiner Harmonien in den Bann. Ein Trio, bei dem der cantus firmus nüchtern durchklang, weniger streng als bei einem J.S. Bach, aber noch nicht ganz so romantisch wie Beethoven – einfach berührend. Schade, dass die Salzburger Komponistin nicht öfters gespielt wird. Professor Michael Kapsner, der die einzelnen Werke anmoderierte, hatte das Publikum zwar schon „vorgewarnt“, aber als die bekannten Glockentöne des Big Ben durch den Kirchenraum beim Finalstück ertönten, mussten doch zahlreiche Zuhörer ob des Wiedererkennungswertes schmunzeln. All die Attribute, die man der Komposition „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne (1870 bis 1937) zuschreibt, schillernd farbig, harmonisch, elegant und voller verfeinerter Chromatik, machte sich Judith Trifellner an der Orgel zu eigen. Den Gedanken, nicht in Schonstett, sondern in einer großen Kathedrale (Westminster Abbey) zu sitzen, mit dem Glockengeläut des Big Ben von nebenan, nährend.

Die sakrale Aura berührte, das Orgelspiel zog in den Bann. Bitte gern mehr davon. elisabeth kirchner

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