„Schee langsam fang ma o“

von Redaktion

Volksmusikpflege Einladungen zum geselligen Singen

Bruckmühl – Wenn man „früher“ als 16-jähriger Bua zum ersten Mal „offiziell“ allein und mit Gleichaltrigen ins Wirtshaus gehen durfte, dann hat sich das bei manchen Leuten als Ereignis in der Erinnerung lebenslang erhalten. Bei den Feldforschungen der Volksmusikpflege im Mangfalltal, im Inntal und Chiemgau, aber auch weit darüber hinaus, wurde von den volksmusikalischen Gewährspersonen immer wieder auf diese „Schranke“ hingewiesen: Jetzt war man soweit erwachsen, dass man in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Man war auch dabei, wenn im Wirtshaus unter der Woche „Gesellschaftstag“ war und man erlebte die Lieder und das Singen der „Alten“ mit. Vielerorts passten auch die älteren Wirtshausgänger darauf auf, dass die jungen nicht zu viel Bier tranken!

Als junger Bursche
im Nachbarort

So war es auch in den 1970er-Jahren, als der Autor als junger Bursch von Bruckmühl aus mit einem Spezl in den Nachbarort Waith gegangen ist. Die beiden wurden damals angesprochen worden, ob sie nicht zu den „Schützen“ kommen wollen, die dort beim altehrwürdigen „Wirt von Waith“ im Winterhalbjahr wöchentlich einen Schießabend hatten. Der Schießstand war im Saal im Obergeschoss aufgebaut – und in der Wirtsstube ging es sehr gesellig zu. Nach und nach ist jeder einmal in den Saal gegangen, und hat seine Schüsse „aufs Blattl“ abgegeben. Es war eine bäuerliche Bevölkerung beim Wirt und der Autor und sein Freund waren stolz, dabei sein zu dürfen.

Aber auch in Waith gab es immer wieder die Gelegenheit, im Wirtshaus Gesänge zu hören. Vorher schon hatte der Neumaier Edmund den Autor in den Bruckmühler Trachtenverein geholt – und auch da waren Musik, Tanz und Singen lebendig. In Waith war auch ein Sänger beheimatet, der sich für das Volkslieder-Preissingen 1930 in Rottach-Egern angemeldet hatte: „Christian Schmid aus Waith, Post Bruckmühl“ hat der Kiem Pauli damals bei seinen organisatorischen Aufzeichnungen festgehalten. Und Jahre später war er auch nochmals in Waith und hat Lieder aufgeschrieben. Es war eine sehr musikalische Familie, die auch für die dörfliche Unterhaltung ihren Beitrag leistete. Viele Lieder aus dem Repertoire hat der Autor später festgehalten.

In Waith ist ihm in jungen Jahren ein Lied begegnet, das er in Varianten später dann auch von anderen Sängern hörte: „Schee langsam, schee langsam, schee langsam gehn ma hoam – aber nur nix überhudln, es geht schee langsam a!“

Das „Heimgehen“ aus dem Wirtshaus ist manchen Besuchern immer schon sehr schwer gefallen – in Waith, aber auch anderswo. War es doch ein Hort der Geselligkeit. Wenn es passte und die richtigen Leute beisammen waren, wurde kräftig und ausgiebig gesungen. Manche Personen hatten ihre „Leib- und Magenlieder“, zu denen sie aufgefordert wurden – und alle konnten dann zumindest im Kehrreim oder bei Wiederholungen mitsingen: Der „Jennerwein“ durfte selten fehlen, der „Steirerbua“ oder viele Schnaderhüpfl-Folgen wie „Mein Vodan se Häusl“ oder „Schau, schau, wias renga tuat“.

Textlich
umgestaltet

Diese geselligen Lieder aus dem Wirtshaus oder beim „Hoagascht“ auf der Hausbank sind dem Autor bei seiner Sammelarbeit immer wieder begegnet. Seit er in seiner über 30-jährigen Arbeit für das „Volksmusikarchiv und die Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern“ auch die geselligen Wirtshaussingen in den 1980er-Jahren wieder aufleben ließ, waren diese Lieder mit im Repertoire, zuerst im kleinen Kreis – dann aber auch in großer Wirtshausgesellschaft.

Das Lied „Schee langsam“ wurde auch textlich umgestaltet: Es hat als auswendiges Lied immer den Abschluss der Wirtshaussingen markiert mit mehreren Strophen wie „schee langsam trink ma aus“ oder „gehn ma hoam“ – aber auch den Anfang haben wir damit gemacht: „Schee langsam, schee langsam, schee langsam fang ma o – aber nur nix überhudeln.“

Bei den in den nächsten Tagen um Kirchweih und danach folgenden geselligen Singen im Verbreitungsgebiet der OVB-Heimatzeitungen wird ganz bewusst dieses kleine Lied erklingen – auswendig und lautstark.

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