Traunstein – Dass Musik politische Botschaften zu vermitteln imstande ist, zeigte das Konzert des Tonkünstlerverbandes Südostbayern „Our Hope is Blue and Green“ im Vereinsheim an der Traunerstraße.
Die ausgewählten zeitgenössischen Werke der Musiker waren nicht nur eine umfassende und professionelle Werkschau zeitgenössischer Komponisten, sie folgten auch der Aufgabenstellung durch die Vereinsvorsitzenden Alice Guinet und Patrick Pföß zu „Umwelt, Friede, Hoffnung“, ein Thema, das sich in der heutigen Zeit aufdrängt, so die Erste Vorsitzende Alice Guinet in ihrer Begrüßung. Und dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Kompositionen, deren Melodien und Harmonien diese drei Aspekte musikalisch abbildeten. Drei der Komponisten waren anwesend: Enjott Schneider (geboren 1950), Walther Prokop (1946) und Patrick Pföß (1981).
Dessen Komposition „Desert Dream“ bildet musikalisch die Stille der Wüste ab und reduziert die Musik auf das Wesentliche, so Pföß. Mit verschiedenen Anblastechniken malte die Flötistin Johanna Hartmann akustische Bilder von flirrender Luft oder Wellen im Wüstensand.
Zwei Lieder von Richard Strauß (1864 bis 1949) bringen ihre Botschaft lyrisch zum Ausdruck: „Diese Zeiten sind gewaltig, bringen Herz und Hirn in Not. Ruhe, meine Seele und vergiss, was dich bedroht“ in „Ruhe, meine Seele“, ebenso wie die hoffnungsbringende Zeile im Lied „Morgen“, wo „die Sonne wieder scheinen“ wird – sehr ausdrucksstark und mit großen Spannungsbögen interpretiert von der Sopranistin Sieglinde Zehetbauer mit Thomas Hartmann am Klavier. „From Jewish Life: Prayer“ von Ernest Bloch (1880 bis 1959) – mit Assoziationen an Klezmermusik, jedoch auf dem Violoncello – und „L’Oiseau“ aus dem Film „Belle et Sébastien“ von Eric Demarsan und Daniel White wurden von Birgit Saßmannshaus am Violoncello und Yume Hanusch am Klavier sehr berührend dargeboten.
Markus Lohmeier spielte auf der Gitarre „Wege wie Nähte“ von Sergei Rudnev (geboren 1955). Damit möchte der Gitarrist die Hoffnung ausdrücken, dass alles Zerrissene auch wieder zusammenwächst. Mit seiner einfühlsamen Interpretation und den verschiedenen Arten der Klangerzeugung ist ihm das gut gelungen.
Von Enjott Schneider stammt das titelgebende Werk „Our Hope is Blue and Green“, das der Komponist in der Quintettfassung dem „ensemble mosaïque“ mit Alice Guinet, Flöte, Anna Kakutia, Violine, Miriam Peter, Viola, Michael Weiß, Cello und Barbara Pöschl-Edrich, Harfe gewidmet hat. Dieses musikalische Stimmungsbild will mit hoffnungsvollen und gleichzeitig dunklen Tönen dazu ermahnen, das Blau der Ozeane und das Grün der Pflanzen wertzuschätzen.
Vom selben Komponisten stammt „Endless Prayer“. In diesem religionsübergreifenden, musikalischen Gebet trifft in der Originalfassung die Oud, eine arabische Laute, auf eine Orgel aus dem christlichen Raum. Xaver Eckert und Marinus Weidinger fingen diese Stimmung auf dem Tenorhackbrett und dem Akkordeon ein, ebenso wie bei der hoffnungsvoll stimmenden Aria von Rudi Spring ( geboren 1962).
Den Satz aus der Suite „Aus-Blicke“ mit dem Titel „Ein Tor zur unteren Wiese“ von Roland Leistner-Mayer (geboren 1945) spielten Johanna Hartmann und Christiane Kneer auf Sopran- und Altflöte. Der Komponist sei inspiriert gewesen von Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“, so Johanna Hartmann, die in dem Querflöten-Duett gemeinsam mit ihrer Kollegin wunderbar weiche Klänge im Zusammenspiel gestaltete.
„Die kleinste Form der Dichtung“, nämlich zwölf japanische Haikus für Gesang und Klavier mit dem Titel „So klar der Abend“ hat Walther Prokop 2022 vertont. Die darin versteckten, kritischen Töne in ihrer Spannung zu Themen aus der Natur brachte der Tenor Manuel Warwitz mit seiner Partnerin am Klavier, Rebekka Höpfner, mit Überzeugung dar.
Mit Jazz vom Feinsten und dem „Contact Tracing Piano Trio“ (Tizian Jost, Piano, Johannes Ochsenbauer, Kontrabass und Michael Keul, Schlagzeug) ging das abwechslungsreiche Konzert zu Ende.
Mit Oscar Pettifords (1922 bis 1960) „Tricotism“, sowie einem Stück aus Brasilien von Sidney Miller (1945 bis 1980) verwöhnten sie das Publikum und schlossen gleichzeitig mit „Blue in Green“ von Miles Davis den Themenkreis zu „Our Hope is Blue and Green“. Begeisterter Applaus. Brigitte Janoschka