Rosenheim – „Wir sind alle Väter“, so lautete das Statement von Saxofonist und Bandleader Mulo Francel zur spontanen Zusage von Quadro Nuevo für ein Benefizkonzert zu Gunsten des Frauen- und Mädchennotrufs.
Es brauchte daher keine längeren Einleitungen und Infos zur Arbeit des Vereins gab es in Form von Broschüren oder durch persönliche Ansprache in der Pause des Konzerts unter dem Motto „Happy Deluxe“. Das gleichnamige Album hatten die Quadros teils in Brasilien bei einer Konzertreise mit Studiobesuchen eingespielt, und so startete das Quartett leicht und mit einem Schuss Copacabana mit dem Stück „Quadro Samba“ von Pianist Chris Gall. Andreas Hinterseher leitete mit dem Bandoneon einen Tango von Carlos Gardel aus dem Jahr 1935 ein, „Corona Cabeza“ fesselte mit spannendem Aufbau und einer tollen Rhythmusphase. Mulo Francel schilderte in seiner Ansprache, wie die Band zuletzt in China von den Veranstaltern mit einer Wunschliste überrascht wurden – alle zehn Stücke liefen in China erfolgreich in den dortigen Streamingkanälen. Alle Titel waren aber schon älter, sodass sich die bayerischen Weltmusiker kurzfristig zumindest an fünf Stücke „erinnerten“. Darunter die Komposition „Il mio amore“ des verstorbenen Gitarristen Robert Wolf mit wunderbar süßlichem Charakter. „Yorke’s Guitar“ und das quirlige „7 zu 1“ gehören inzwischen zum festen Programm der Band, die mit einem Stück aus dem ägyptisch-orientalischen Raum gehörig Fahrt aufnahm. Vor kurzem erst spielten Quadro Nuevo übrigens im Garten der Deutschen Botschaft in Kairo unter Anwesenheit von Bundespräsident Walter Steinmeier. Mit rasantem Schlagwerk von D.D. Lowka und dramatischem Akkordeon, dazu die Rückkehr aufs musikalische Thema mit den Saxofonpassagen Francels war dies einer der Höhepunkte eines überzeugenden Auftritts. Der Streifzug durch verschiedene Themen- und Kulturkreise ging jedoch munter weiter, mit Anspielungen auf Homers Odyssee und einem dynamischen „And pull“ als Reminiszenz an die gemeinsame Kunst- und Segelreise zwischen den Liparischen Inseln vor wenigen Jahren.
Zum Glück erlitt die Band keinen Schiffbruch, aber Francels Ausblick auf die kommende Ausstellung im Lokschuppen passte an der Stelle: Die „Titanic“ wird dann in das Ausstellungszentrum locken, und Quadro Nuevo dürfen wieder das Eröffnungskonzert im Kuko gestalten. Für den engagierten Auftritt, der mit einer Mozart-Zugabe endete, gab es herzlichen und kräftigen Applaus.Andreas Friedrich