Wasserburg – Mit großer Begeisterung wurde die Premiere des Stücks „Die Räuber“ am Theater Wasserburg aufgenommen. Nik Mayrs Neuinszenierung des Dramas von Friedrich Schiller zeigt die unheilvollen Folgen von Neid und Eifersucht zwischen zwei Brüdern, durch die am Ende alle Beteiligten ins Verderben stürzen.
Veröffentlicht wurden „Die Räuber“ im Jahr 1781 zunächst anonym. Ein Jahr später folgte dann die Uraufführung des Lesedramas als Schauspiel in Mannheim.
14 Tage Haft
und Schreibverbot
Schiller wurde damit nicht nur über Nacht berühmt. Er wurde auch zu 14 Tagen Haft verurteilt und mit einem Schreibverbot belegt. Denn der württembergische Herzog hatte ihm den Theaterbesuch untersagt.
Der im Stück thematisierte Freiheitsdrang war nun mal als Vorbote der bürgerlichen Revolution so gar nicht in Einklang zu bringen mit dem noch vorherrschenden Feudalsystem. „Die Räuber“ erzählt die Geschichte der Brüder Karl und Franz Moor. Karl, der Erstgeborene, ist ein Jüngling mit Talent und Edelmut. Er soll später neuer Graf Moor werden. Franz hingegen ist von Eifersucht und Neid zerfressen und obendrein noch missgestaltet. Durch ein geschicktes Intrigenspiel erreicht Franz, dass der Vater Karl enterbt. Enttäuscht schließt sich dieser einer Räuberbande an und steigt zu deren Hauptmann auf. Nur die geliebte Cousine Amalia hält weiter zu ihm.
Während der Verstoßene mehr und mehr zum Verbrecher wird, spinnt Franz sein Intrigennetz weiter. Beide Brüder setzen eine Abfolge von Katastrophen in Gang. Der alte Graf Moor stirbt vor Kummer und Aufregung; Franz tötet sich aus Furcht vor den Räubern selbst. Und auch Karl verwirkt sein Leben, nachdem er Amalie auf deren Verlangen hin getötet hat und er sich der Obrigkeit stellt. Nik Mayr ist in seiner Inszenierung von Schillers Dramenvorlage abgewichen. Auf die Rollen des Grafen, von Amalie, der Räuberbande mit Roller, Schweizer, und Konsorten sowie auch alle anderen Figuren hat Mayr verzichtet. Sie waren nur noch in den Texten präsent.
Die verfeindeten Brüder wurden stattdessen doppelt besetzt. Mit jeweils mit einer weiblichen Darstellerin und einem männlichen Darsteller traten sie als „die Karls“ und „die Franzens“ auf, als „Gender Performances“ ein ebenso ungewohntes wie spannendes Stilmittel.
In den Dialogen über ihre Taten und den daraus resultierenden inneren Konflikten blieben die Brüder und ihre „Alten Egos“ jeweils unter sich. Der unstillbare Drang nach Freiheit und die immer brutaleren Taten der Räuber wurden bei Karl zu Obsession.
Bei Franz hingegen war es die Boshaftigkeit zum Nachteil Karls und die erzwungene Unterwerfung von Amalie, geschickt verdeckt unter einer hingebungsvollen Gartenpflege im Bühnenbild. Mit seiner Pflanzenvielfalt erinnerte es kurioserweise eher an einen botanischen Garten, als an die Böhmischen Wälder, „wo die Räuber in absoluter Freiheit hausen.“
Karl Moor wurde von Amelie Heiler und Hilmar Henjes gespielt, Franz von Rosalie Schlagheck und Thorsten Krohn. Die darstellerischen Leistungen der beiden Brüderduos waren mitreißend und ausdrucksstark, kurzum in jeder Hinsicht brillant.
Nik Mayrs Inszenierung bot dem Publikum eine völlig neue und zugleich spannende Optik auf den Zwist eines Brüderpaars, dessen Ausgang für alle Beteiligten apokalyptische Folgen hatte.
Aufmerksamkeit
gefordert
Um den komplexen Dialogen zu folgen, war höchste Aufmerksamkeit gefordert. Gut, dass viele kreative Impulse im Drama wie Marius Müller-Westernhagens Lied „Freiheit“ und das Gleichnis vom Rabenkönig und den drei Räubern „Fobrokel“, „Spobrokel“ und der „Linke“ aus einer Janosch-Geschichte hin und wieder für Entspannung sorgten.