Traunstein – Neue Wege geht das Referat Jazz des bayerischen Musikrats mit dem Projekt „Jazzarise“. Mit dem Vorhaben will die Interessenvertretung der Musiker im Freistaat frischen Schwung in bislang weniger bespielte Regionen bringen und so die bayerische Jazzszene stärken. Im Fokus des bis Mitte November dauernden Projekts stehen die Stadt Traunstein und die Gemeinde Anger im Berchtesgadener Land.
Nach dem öffentlichen Konzert einer Combo des Landes-Jugendjazzorchesters auf dem Traunsteiner Stadtplatz zum Auftakt, einem Musikspaziergang, einem Konzert mit der Gypsy-Jazz-Formation „Monsieur Pompadour“ sowie einem Jazzworkshop in der Grundschule Traunstein gibt aktuell die große Foto-Ausstellung „Jazz – Facettenreich“ im Kulturforum Klosterkirche Einblicke in die unterschiedlichen Stile, Persönlichkeiten und Veranstaltungsorte des Jazz.
Dichtes Gedränge herrschte bei der Vernissage im Ausstellungsraum des Kulturforums, spielte im Anschluss doch Bassist Maximilian Schmid mit Begleiter Nasos Koutifaris beim „Jazzy Monday“ in der Klosterkirche auf. „Jazz ist mehr als nur Musik, es geht auch um die persönlichen Begegnungen, die Atmosphäre bei spontanen Jam-Sessions und um die Vielfalt der Persönlichkeiten und Stile, die so bunt sind wie Bayern“ sagte Dr. Helmut Kaltenhauser, Präsident des bayerischen Musikrates bei der Eröffnung.
Wie Désirée Dischl, Referatsleitern Jazz beim bayerischen Musikrat, zusammen mit ihrer Kollegin Uli Schwarz hervorhob, hat die Einrichtung eigens für die Ausstellung „Jazz – Facettenreich“ ihr Archiv geöffnet. Zu sehen sind Fotoabzüge aus den Archiven des Westberliner Fotojournalisten Ludwig Binder (+1980), der viele Jazzgrößen auf den Berliner Jazztagen porträtiert hat, sowie des Fotografen Christian Wurm (+2015), der seit den 1980er- Jahren Jazzkonzerte bei Festivals in Bayern im Bild festgehalten hat.
Dazu kommen Porträtstudien zeitgenössischer Jazzmusiker des Augsburger Fotografen Andreas Daschner und Bildwerke des BR-Moderators und Fotografen Ssirus Pakzad. Passend dazu bieten QR-Codes unter den jeweiligen Fotografien per Smartphone kurze Hörproben. Insgesamt geben die Fotografien damit einen sehr lebendigen Eindruck vom Phänomen „Jazz“.
Wie Dischl weiter deutlich machte, will der Musikrat mit der Jazzarise-Initiative sowohl Laien zum Mitmachen ermutigen wie auch Jazzexperten durch ausgewählte Konzerte ansprechen. Ergänzend soll in gemeinsamen Workshops und Auftritten von Profi- und Nachwuchsmusikern der Funke des Jazz überspringen. Ziele des Projekts seien, „den Wert des Jazz als Kulturgut auch in ländlichen Regionen deutlich zu machen, eigenständige lokale Initiativen anzustoßen und langfristige Netzwerke zu etablieren“. Traunsteins Zweite Bürgermeisterin Burgi Mörtl-Körner hob in ihrem Grußwort die Innovations- und Experimentierfreude, die Kreativität und den Brückenschlag zwischen den Kulturen als Charakteristikum der Jazzmusik hervor, die gerade heute gefragt sei. Maximilian Schmid, Bassist und Begründer der Musikakademie-Chiemgau und Initiator der Konzertreihe des „Jazzy Monday“, ging auf die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe der ursprünglich als „After-Work-Veranstaltung“ geplanten Musiker-Auftritte ein. Der gute Zuspruch zeige, „dass wir da einen Nerv getroffen haben“.