Rosenheim – „Wenn du was brauchst, ruf mich nicht an“ – du weißt es noch nicht, doch es ist dein Glück.“ Mit diesem neuen Programm unterhielt die Kabarettistin Franziska Wanninger ihr Publikum im ausverkauften Saal bei den Rosenheimer Kleinkunsttagen.
Authentisch
und sympathisch
Dass die „über 40-Jährige“ bei ihrer zweiten Vorstellung nach der Premiere noch unsicher war, zeigte sich immer wieder mit leichten Einsatzfehlern bei Pointen und einem Manuskriptblättergewirr auf einem Beistelltisch. Doch diese „Mankos“ machten die Vorstellung authentisch und die Schauspielerin umso sympathischer. Fehler gehören zum Leben und das Programm dreht sich schließlich um die großen Fragen des Lebens: „Hängen im Gefängnis Fluchtwegpläne?“ In rasanter Sprechgeschwindigkeit erzählt Wanninger über Bahnfahrterlebnisse und Veranstaltungsunterkünfte, Kleiderbügeldiebstahlschutz und „Kur-Taxi“ beim Checkout, ihre Kindheit auf einem Einödhof, Rollenbilder bei Playmobil, Erbschaften und Bewältigung von Depressionen: „Wenn es mir schlecht geht, organisier’ ich ein Klassentreffen.“ Ihre Erkenntnis, dass Räume gefüllt werden, wenn man sie hat, „deshalb soll man sich nie ein zu großes T-Shirt kaufen“, wird vom Publikum lachend bestätigt. Auch Passwortgeneratoren, piepsende Autos, Immobilienmakler und Beziehungskisten werden von der in Rot und Pink gewandeten Künstlerin auf die Schippe genommen. „Ich darf, was ich will“, lautet daher eines der tiefsinnigen amüsanten Lieder.
Nach rund zwei Stunden Powerkabarett und lästernder Zugabe über Designwürfelwohnhäuser mit Gabionenzäunen als Gartenbegrenzung verabschiedete sich Wanninger – erleichtert, dass die Rosenheimer fleißig gelacht haben und nicht ihrem Ruf entsprachen, „erst zu schmunzeln, wenn sich die Münchner schon totgelacht haben“.
Zum Finale der Rosenheimer Kleinkunsttage, die bereits zum 38. Mal vom Förderverein Jugendarbeit Rosenheim organisiert wurden, gibt es noch Karten für „Die Macht der Poesie“ heute, Donnerstag, und für den Latin Lover „Björn Puscha“ am morgigen Freitag. Weitere Infos unter www.kleinkunsttage.de und Tickets unter www.okticket.de. Claudia Sieberath