„Krachert“ wird ihr nicht gerecht

von Redaktion

Theresa Reichl bei den Rosenheimer Kleinkunsttagen

Rosenheim – Am achten Tag der Rosenheimer Kleinkunsttage beherrschte die Kabarettistin Theresa Reichl die Bretter, die nicht nur ihr die Welt bedeuten. Sie „krachert“ zu bezeichnen ist nicht falsch, würde ihr aber dennoch nicht völlig gerecht. Sie schlägt einen unglaublichen Spagat vom zärtlichen Bekenntnis zur Liebe hin zu geradezu bizarrer Situationskomik, die man ihr fraglos glaubt.

Ob sie die Absurdität ihres Staatsexamens vorstellt, ob sie von ihrem Outing zur lesbischen Liebe berichtet, immer holt sie ihr Publikum dort ab, wo sie es gerade hingeschafft hat. Dass sich im Publikum zu zwei Dritteln Frauen befanden, förderte fraglos das Verständnis für die Komik, welche sie mit weiblicher Pubertät und Menstruation produzierte und verband.

Ob sie es je schaffen würde, ein lästiger Kiesel im Schuh des Markus Söder zu werden sei dahingestellt. Jedenfalls fürchtete sie um ihr Feindbild CSU, nachdem selbst dort ein Abgeordneter sich als schwul outen konnte, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Im kurzen politischen Teil (so nannte sie das) stellte sie Georges Jacques Danton aus der französischen Revolution mit Christian Lindner (FDP) gleich und ernannte Björn Höcke zum Maximilian de Robespierre.

Dass ihre „Girls-Hood“, ihr Freundinnenkreis, die Faszination von Häkeln, stricken und Puzzlespielen als erfüllende Freizeitbeschäftigungen wieder gefunden haben, fand sie großartig, was lediglich beweise, dass „altes“ kaum wirklich seinen Wert verliert. Ihre Schluss-Sequenz, mit der sie bei ihrem „Tampon-Solo“ die Absurdität auf die Spitze trieb, bewies ihre Faszination auch als Comedian.Theo Auer

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