Staudach – Und damit er so vital bleibt – wer wünscht sich das nicht? – braucht es hin und wieder solche Konzerte. Das wirkt dann wie eine musikalische Vitalitäts-Blitzkur, bei den sechs von der Band offenbar ständig, aber auch ganz spontan beim Publikum im randvollen Saal der Musikbühne im Staudacher Gasthof Mühlwinkel. „Are you ready?“, will der Frontman Dee Dee wissen, und das „Yeah!“ der 150 eben noch braven Bürger dröhnt wie in alten Zeiten.
Schauen wir auf die winzige Bühne, wo es die sechs zwischen Pulten, Boxen und Verstärkern echt eng haben. Doch sie scheinen es zu mögen. Dee Dee: Bandleader mit Gitarre und geiler Stimme, Matthias Heiligensetzer: Piano, Gene Black: Bass, Big Al: Drums, Chris Rockingham: Tenorsax und Stephan Reiser: Baritonsax. Also eine klassische Besetzung, quasi aus der Rock-‘n‘-Roll-Frühzeit, und in der sind sie auch bei ihrem Programm gerne unterwegs. Das waren die 1950er- und frühen 1960er-Jahre, als der Klang der Jugend-Protestkultur in den USA mit ihrem freien und lauten Lebensgefühl auch bei uns auf offene Ohren stieß. Leise ist es auch in Staudach nicht, die Boxen sind top eingestellt, ein Klassiker folgt dem nächsten und die Begeisterung pfeift und johlt und ganz hinten im Saal, wo ein bissl Platz ist, wird schon nach der fünften Nummer heftig getanzt.
Dee Dee, der eigentlich Dieter Meier heißt, hat damit gerechnet und kündigt zwischendurch Boogie-Nummern an, später dann gelegentlich Jump-Blues-Sachen und überhaupt scheut er sich nicht, seine fünf auch mal einen Twist oder einen Dean-Martin-Hit dem Rock ‘n‘ Roll auszuliefern. Der Rhythmus treibt und rollt, Dee Dees kehlig helle Stimme macht den Leader, wie er sein soll, die Saxofone röhren, wenn sie nicht gerade Soli spielen und wenn Matthias bei einem Boogie-Solo sein Piano foltert, rinnt auch schon mal der Schweiß.
In der Pause erfahre ich von Dee Dee, dass er schon seit 1988 dabei ist. Vielleicht mit ein Grund für das ungezwungene Echo beim Publikum und für die so erfrischend familiäre Stimmung. Nach der Pause plaudert Dee Dee zwischen den Nummern auch mal ganz nebenbei über seine CDs, schon stehen die ersten am Bühnenrand und Scheine und Scheiben wechseln die Besitzer. Mitten im Konzert? Egal.
Bei den Konzerten von Alex Welte aus Grassau, dem regelmäßigen Veranstalter in Staudach, sind solche Szenen typisch. Sein Publikum mag es gerne familiär und bleibt dabei lebendig wie der Rock ‘n‘ Roll. Alex kündigt wieder mal an, dass er in einem Jahr aufhören wird. Das sollte sich verhindern lassen.klaus bovers