Aschau – Kann man Karl Valentins Einakter allein nachspielen? Man kann, wie es Schauspielerin Antonia Gottwald, musikalisch unterstützt von der Konzertpianistin Mari Kitagawa und Musikprofessor Klaus Nagurski (Saxofon, Klarinette, Flöte) in der Prientalhalle unter Beweis stellte.
Die Einakter Valentins sind niemals platt, sondern geprägt von sprudelndem Sprachwitz und feinsinnigen Wortspielereien. Selbst die Musik, mal schräg, mal klassisch, mal volkstümlich, ist passgenau auf die jeweiligen Sketche zugeschnitten. Wer aufgrund einer „Heiratsannonce“ die Einzige, Wahre finden will, trägt natürlich Frack und Zylinder und tanzt später zur „Ronde“ von Raymond Gallois Montbrun. „Am Heuboden“ zeigt sich die Magd mit Schürze und Kopftuch. Ob sie der Knecht trotz all des Geplänkels verführen kann? Das bleibt offen, wiewohl die „Hymne à l’amour“ von Marguerite Monet Fortsetzung verspricht. Hat sich schon bei „Sie weiß nicht, was sie will“ alles wortspielerisch im Kreis gedreht, so spinnt die „8 1/2 La Passarella di Addio“ von Nino Rota die heitere Stimmung fort. Wenn Gottwald in „Riesenblödsinn“ von ihrer Sangeskunst berichtet: „Ich habe das Singen gelernt, an einer Singer-Nähmaschine…“ und später – schräg natürlich – das Volkslied „In einem kühlen Grunde“ anstimmt, dann ist es nur folgerichtig, dass das Orchester das Volkslied harmonisch-richtig fortsetzt.
Brillant, wie Mari Kitagawa und Karl Nagurski an ihren Instrumenten aufspielten. Grandios, wie Antonia Gottwald mit der Modulation ihrer Stimme die Dialoge zwischen der im Piepston sprechenden Liesl Karlstadt und dem urbajuwarischen Mannsbild Karl Valentin mit Leben erfüllte und wie sie allein mit einem Augenaufschlag, einem Kopfdrehen oder einer Handbewegung scheinbar mühelos von der Frauen- zur Männerrolle und umgekehrt wechselte. Es ist wahrlich eine Mammutaufgabe: Valentins behäbiger Sprachduktus, seine schrägen Pointen und sein hintergründiger Sprachwitz, dazu noch sein Auftreten in unzähligen Masken und Kostümen.
„Karl Valentin und sein Orchester. Eine philosophische Clownerie“ war mehr als eine bloße Aneinanderreihung von Sketchen. Der Theaterabend bestach durch sein eindringliches Spiel. Und die sorgfältig ausgewählten Musikstücke sorgten für die passende vergnügliche Stimmung.
Elisabeth Kirchner