Anmut und Innigkeit

von Redaktion

Konzert mit Korbinian Schlag, Edgar Krapp und Hansjörg Schellenberger in Sachrang

Sachrang – Seite an Seite – das steht für Nebeneinander. Aber wenn Seite an Seite erfahrene und junge Musiker im Gleichklang musizieren, dann entstehen Schwingungen, die man kaum in Worte fassen kann. Das ist dann mehr als das miteinander musizieren, mehr als das Produzieren reiner Harmonien. Das entführt in andere Welten. Edgar Krapp (Cembalo), Professor Hansjörg Schellenberger (Oboe) und Korbinian Schlag (Bassbariton) sorgten für solch glückselige Momente. Und wie könnte das eindrücklicher gelingen als mit frühbarocker und barocker Musik in der Sachranger Pfarrkirche.

Mit viel Stilgefühl und deklamatorischen Nuancen sang der junge Innsbrucker Sänger die Kreuzstabkantate von Bach, wunderbar differenziert begleitet von Cembalo und Oboe. Nicht minder farbig und lebendig gestaltete das Trio die Kantate Nr. 152 von Bach: „Tritt auf die Glaubensbahn“. Schlags Bass-Stimme verlieh dem geistlichen Inhalt Anmut und Innigkeit, die Instrumentalstimmen schenkten dazu noch reiches Glänzen und Funkeln. Überhaupt war das harmonische Zusammenspiel beeindruckend.

Technisch differenzierter und impulsreicher Oboenklang vermengte sich aufs vorzüglichste mit dem körperreich und transparent perlenden Cembalo. Sei es die Sonate in g-Moll von Georg Philipp Telemann, bei der sich langsame, atmende Passagen mit virtuosen, vor Lebendigkeit sprudelnden Tanzsätzen abwechselten. Sei es die Sonate in F-Dur für Oboe und Cembalo von Georg Friedrich Händel, die die beiden Instrumentalisten mal schwungvoll und feurig, mal samten und kantabel darboten. Oder eben die Sonate g-Moll BWV 1020, die das Duo mit immensem Farb- und Artikulationsreichtum versah.

Ob diese Sonate nun aus der Feder von Johann Bach oder von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel Bach stammt, mögen Musikwissenschaftler unter sich ausmachen. Für das geneigte Publikum in der Pfarrkirche war die Sonate auch so ein wahrer Quell der Freude. Dazwischen gab es noch Cembalo-Solo: Edgar Krapp überzeugte beim Präludium und der Fuge in fis-Moll aus dem Bachschem Wohltemperierten Klavier. Den Farbenreichtum, die ungeheure Ausdrucksspanne, die Bach hier verlangt, zeichnete Krapp dabei mit volltönenden, warmen Klängen nach.

„Musik und Texte im Herbst“ war das Konzert überschrieben: Doch statt düsterer Gedichte oder beredten Texte gab es Mut machendes. Wie das Gedicht von Christian Morgenstern „An den andern,“ das die Macht der Gemeinschaft beschwört.

Oder ein Auszug aus „Mein Leben mit Mozart“ von Éric-Emmanuel Schmitt, bei dem es über das Klarinettenkonzert in A-Dur von Mozart heißt: „Die Traurigkeit hatte sich in Schönheit verwandelt.“ Die Variationen über „Mein junges Leben hat ein End“, ein Orgelwerk von Jan Pieterszoon Sweelinck , fügten sich da – trotz des eher traurig stimmenden Titels – nahtlos an. Der meditative Charakter, die einfühlsamen, die finale Kadenz, die auf dem tiefen C endet – was für ein positiv stimmender Ausblick.

Als Zugabe spielte Krapp noch auf der Orgel eine verkürzte Fassung der Toccata und Fuge in d-Moll BWV 565 – mächtig, expressiv, strahlend. Seite an Seite mit Musik und Texten: So kann getrost der Herbst kommen. Elisabeth Kirchner

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