Gewaltiger Klangrausch in der Priener Pfarrkirche

von Redaktion

Chorgemeinschaft Mariä Himmelfahrt Prien und Orchester „Capella München“ lassen Musik von Bruckner und Fauré erschallen

Prien – Für ein musikalisches und spirituelles Erlebnis sorgten die Chorgemeinschaft Mariä Himmelfahrt Prien sowie das Orchester „Capella München“ und Orgel unter der Leitung von Kirchenmusiker Bartholomäus Prankl. Beim „Te Deum“ von Anton Bruckner verschmolz die Musik zu einem gewaltigen Klangrausch, den die Priener Kirche in dieser Art noch nicht erlebt haben dürfte.

Dabei begann das diesjährige Cäcilienkonzert der Priener Kirchenmusik in der voll besetzten Kirche zunächst impressionistisch mit dem Requiem von Gabriel Fauré. Chor, Orgel, Solisten und Orchester harmonierten in einem sehr ausgewogenen Klangbild und präsentierten eine gelungene Interpretation dieses beliebten Werkes. Die 65 Sänger der Chorgemeinschaft Mariä Himmelfahrt Prien – die Jüngste gerade einmal elf Jahre alt – strahlten gleichermaßen Ruhe und Kraft aus, reagierten präzise auf den Dirigenten und boten einen sehr fokussierten Chorklang auch im Unisono. Das „Offertoire“ samt A-cappella-Passagen: Balsam für die Seele. Das Bariton-Solo im „Libera“ war dabei wie maßgeschneidert für Thomas Schütz mit seinem warmen Bariton. Gänsehautmomente bescherte die Sopranistin Jenavieve Moore-Steiner im „Pie Jesu“, das wie aus einer anderen Welt zu kommen schien, von dezenter Orgel- und Harfenbegleitung unterstrichen. Beim heiter-behaglichen „Agnus Dei“ zeigte das Orchester unter dem Dirigat von Bartholomäus Prankl agogisches Geschick, klangliche Transparenz und große Spielfreude. Das entrückte „In Paradisum“ gelang dem Chor-Sopran erfreulich unaufgeregt und wurde dabei präzise und einfühlsam begleitet von Johannes Berger an der Orgel und Alexander Mangstl an der Harfe.

Nach dem Fauré-Requiem erklang das Orgel-Solo-Stück „Vorspiel und Fuge c-Moll“ von Anton Bruckner: Ein gelungener Brückenschlag zum Finalwerk des Priener Konzerts: Kaum war der Schlussakkord in C-Dur verklungen, ließ Dirigent Bartholomäus Prankl das Orchester mit dem ersten Satz aus Bruckners „Te Deum“ einsetzen. Auf dem archaischen Motiv absteigender Quarten und Quinten durch die Streicher entfesselte sich wenige Takte später eine derartige Klanggewalt im Zusammenspiel mit dem Orgel-Plenum von Westen und dem Tutti-Chor mit symphonischem Orchester von Osten, dass man als Zuhörer nur mehr staunte. Es schien fast so, als sei die Priener Pfarrkirche durch ihre kompakte Größe und diesen Rundumklang wie geschaffen für die Aufführung dieses „Opus Magnus“ Bruckners. Der Chor meisterte die halsbrecherischen Passagen ebenso mit Leichtigkeit und präzisen Absprachen wie die intimen A-cappella-Passagen und transportierte stets die vielschichtigen Stimmungen des Werkes.

Im zweiten Satz „Te ergo“ brillierte der Tenorsolist Eric Price zusammen mit der Konzertmeisterin Anja Czak, ideal ergänzt durch Laura Hemingway (Alt), Jenavieve Moore-Steiner (Sopran) und Thomas Schütz (Bass). Im dritten Teil ließ dann wieder die volle Wucht des gewaltigen Tutti die Gemäuer der Priener Kirche erzittern.

Zum fulminanten Abschluss gelang den 110 Musizierenden eine sehr stimmige Fassung der grandiosen Doppelfuge „In te Domine speravi (auf dich Herr, habe ich gehofft)“. Diese verdichtet sich kurz vor Schluss zu einer schier unerträglichen Dissonanz als spürbares Spannungsfeld zwischen Himmel und Erde in extremen Tonhöhen und findet im Schluss die Erlösung in strahlendem C-Dur mit dem dreigestrichenen „C“ des Chor-Soprans seinen krönenden Abschluss. Chapeau! Das Publikum dankte es mit ebenso gewaltigem und begeistertem Applaus. Omnia ad maiorem dei gloriam – Bruckner und Fauré wären begeistert gewesen!

Elisabeth Kirchner

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