Bad Aibling – Der dreifach für den „Grammy“ nominierte Musiker Eric Bibb ist so etwas wie wandelnde Musikgeschichte. Als Sohn des US-Singer-Songwriters Leon Bibb wuchs er in der Künstlerkolonie Greenwich Village auf, in einem Umfeld mit den Folk-Größen Peter, Paul und Mary sowie Pete Seeger. Als Elfjähriger hatte er wohl eine Begegnung mit Bob Dylan, wie er in einer Anmoderation zu einem Song schilderte.
Schön jedenfalls, dass der schon länger in Schweden beheimatete Musiker bei den Aiblinger „Saitensprüngen“ gastierte – die Bluesfreunde aus der Region wussten das zu schätzen, denn der große Saal war fast voll. Mit einem freundlichen „Griaß eich“ von Bibb ging es denn auch los mit einer ruhigeren Nummer („I want Jessy to walk with“) und einem energischen Blues von Saint Louis Jimmy aus dem Jahr 1941 („Going down slow“).
Doch Bibb ist musikalisch nicht ausschließlich auf den klassischen Blues mit seinem typischen Schema fixiert, er pendelt zwischen den Stilen, was seine Auftritte abwechslungsreich macht. Seine Eigenkomposition „Along the way“ war feines Folk-Songwriting, mit melodischer Stimme dargeboten und im Kontrast zum raubauzig-kehlig dargebotenen „Come back baby“. So nahm Bibb das gebannte Publikum mit auf eine Reise über staubige Landstraßen und kredenzte klassische Blues-Nummern wie „Going down the road feeling bad“ und entführte darauf wieder in die Folk-Szene mit einem wunderbar lyrischen „500 miles“. Der Blues sei eine universelle Weltsprache, so Bibb, und sei weit mehr als Ausdruck von Weltschmerz aufgrund schlechter Lebensverhältnisse.
Bibb drückte mehrfach seine Solidarität mit Entrechteten und Flüchtlingen aus, wie in seinem starken Gospel-Prayer „Refugee Moan“, den er nur mit seiner einprägsamen Stimme vortrug – Riesenapplaus folgte. Für zwei Titel holte Bibb noch seine Frau Ulrika auf die Bühne, die ihn mit begnadeter Folkstimme unterstützte. So gab es noch ein zartes „Dance me to the end of love“ zu hören und nochmal den mit Afrika-Star Habib Koite komponierten Song „Send us brighter days“. Nach mehreren vom Saal erklatschten Zugaben und der einen oder anderen zusätzlichen Bluesnummer ging ein höchst abwechslungsreiches Konzert zu Ende. Andreas Friedrich