Grenzenlos singen mit Händel, Rosenmüller und Mayr

von Redaktion

Michael Anderl leitet den Chor „Sänger ohne Grenzen“ – Aufführungen in Rosenheim und Traunstein

Traunstein/Rosenheim – Am Samstag, 23. November, um 19 Uhr in der Rosenheimer Kirche Christkönig und am Sonntag, 24. November, um 18 Uhr im Kulturforum Klosterkirche Traunstein finden Konzerte des Chores „Sänger ohne Grenzen“ und der „Capella regalis“ unter der Leitung von Michael Anderl statt. Zur Aufführung kommen „Dixit Dominus“ und „Nisi Dominus“ von Georg Friedrich Händel sowie Werke von Johann Rosenmüller und Rupert Ignaz Mayr. Die OVB-Heimatzeitungen haben über das Programm mit Michael Anderl gesprochen.

Ihr Chor heißt „Sänger ohne Grenzen“: Sind außer den geografischen Grenzen auch noch andere gemeint?

Ja, das Adjektiv „grenzenlos“ hat bei unserer Chorgemeinschaft viele Aspekte: Es trifft auf unsere grenzüberschreitenden Reisen nach Israel, Spanien, Schottland oder Irland ebenso zu wie auf unsere Chorprojekte, bei dem meistens Sängerinnen und Sänger aus Südtirol, Tirol und Deutschland mitwirken, Menschen, mit denen ich Lebensstationen verbracht habe. Grenzenlos ist auch der Fundus an Chorwerken, die gesungen werden, nämlich von der Gregorianik über die Renaissance und den Frühbarock mit Heinrich Isaac, Orlando di Lasso oder Palestrina bis hin zu Jean Langlais im 20. Jahrhundert und ins 21. Jahrhundert mit Kompositionen von mir selbst. Außerdem wollen wir uns nicht nur auf bekannte Mainstream-Kompositionen beschränken, sondern auch Unbekanntes aufführen. Grenzenlos ist auch die Freude, die wir beim gemeinsamen Singen und Musizieren haben – manche Mitwirkende reisen zu unseren Proben-Samstagen einmal im Monat von weit her an. Vielleicht der wichtigste Aspekt für den Namen des Chores mag der europäische Gedanke sein, der bei vielen Komponisten durch die Vermischung der Stile zum Ausdruck kommt. Schon damals fand musikalisch ein Austausch statt und eben keine Abgrenzung.

Welche Überlegungen waren für die Wahl des „Dixit Dominus“ von Händel ausschlaggebend?

Kennengelernt habe ich das Werk mit dem Universitätschor in Innsbruck, als ich bei der Aufführung vor einigen Jahren Basso continuo gespielt habe. Ich war sofort begeistert von der Komposition des jugendlichen Händel voller Ideen, Elan und Energie. Während seines Aufenthalts in Rom suchte Händel seinen Weg und beeindruckte mit allen seinen Möglichkeiten. Er wollte sich als Deutscher einen Namen machen – und das in Italien, das die Musik in ganz Europa prägte. Er wurde von Kardinälen und reichen Patrizierfamilien protegiert, die sich gerne mit Künstlern umgaben. Diese Zeit war prägend für Händel, der Teile aus der Kirchenmusik der damaligen Zeit aufgriff, zum Beispiel Psalmtöne. Er schichtete sie übereinander, fugierte sie und führte sie eng – chortechnisch eine ziemliche Herausforderung für die Sänger, vor allem in den fünfstimmigen Partien.

In den Programmen Ihrer Konzerte stehen oft Psalmvertonungen. Was bedeuten diese für Sie?

Psalmen sind Lieder, wie sie im biblischen Buch der Psalmen vorkommen. Diese haben die Komponisten durch die Jahrtausende inspiriert. Bis heute sind die Psalmen durch ihre Bildgewalt, Poesie und die Farbigkeit ihrer Bilder immer noch ansprechend. Sie beinhalten ein Spektrum des menschlichen Empfindens, Denkens und Handelns, wie es vor 2500 bis 3000 Jahren in den Alltag der Zeit eingebunden war und tatsächlich bis heute gültig ist. Sie waren dementsprechend oft Textgrundlage für die Kompositionen.

Nach Stationen in Trostberg, Stams in Tirol, als Frater in einem Kloster sind Sie momentan an der Stadtteilkirche Rosenheim Am Zug. Fühlen Sie sich „angekommen“ oder wird es eine Zwischenstation sein?

Ich fühle mich angekommen, ja, weil es hier ein gutes und wertschätzendes Miteinander mit den Sängern und auch mit den anderen Kirchenmusikern der Stadtkirche gibt. Hier ist für die Sänger ein geeigneter Proben- und Musizier-Mittelpunkt zwischen Tirol und dem Chiemgau. Auf der anderen Seite ist Rosenheim nur eine B-Stelle, ich habe jedoch die Qualifikation für eine A-Stelle. Und dazu kommt das private Umfeld: Meine Frau hat eine Seelsorgestelle in Kufstein. Daher weiß ich noch nicht, wie es sich weiterentwickelt. Zunächst freue ich mich jedoch auf unsere bevorstehenden Konzerte und hoffe auf viele Besucher.

Interview: Brigitte Janoschka

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