Kiefersfelden – Eigentlich hätte das Konzert des Catacoustic Consort „La Lira d’Orfeo“ heißen und der Tenor Manuel Warwitz, begleitet von Gambe und Harfe, Barocklieder singen sollen. Aber dem Tenor hatte eine arge Erkältung zugesetzt. Annalisa Pappano, die Leiterin von Catacoustic Consort, hatte aber schnell für Ersatz gesorgt: Das Ensemble Phoenix Munich, das für seine langjährige Konzertreihe im Bayerischen Nationalmuseum bekannt ist, sprang kurzfristig mit seinem aktuellen Programm ein. Und so füllte ein siebenköpfiges Ensemble die Bühne des Pfarrheims Heilig-Kreuz, und statt eines Tenors sangen drei Frauen: „Le Donne di Giulio Caccini“.
Giulio Caccini war Sänger, Lehrer und Komponist am Hofe des Großherzogs Ferdinando I. de‘ Medici in Florenz und ist einer der Pioniere der Barockoper. Er und seine ebenfalls komponierenden und singenden Töchter Settimania und Francesca waren wichtige Akteure des neuen rezitativischen Stils. Zusammen mit ihrer Stiefmutter Margherita wurden sie als „Le Donne di Giulio Caccini“ berühmt für ihre kunstvollen und ausdrucksstarken Stücke mit einfacher Basso-continuo-Begleitung.
Als diese „Donne“ stellten sich nun die Sängerinnen Tanja Vogrin, Emma-Lisa Roux und Lucine Musaelian einzeln mit ihren Barock-Namen und Liedern vor, dazu kam Mario Lesiak als Giulio Caccini und Joel Frederiksen, der Ensemble-Leiter, als der damals berühmte Bassist Melchior Palantrotti sowie am Cembalo Michael Ebert, der sich als der Großherzog Ferdinando vorstellte. Alle sangen und begleiteten sich dabei selbst. Dazu gesellte sich Annalisa Pappano mit ihrer Pardessus de viole, der „Nesthäkchen-Gambe“.
Zusammen boten die nun sieben Musiker, auch mit Ausschnitten aus zwei Opern der Caccini-Schwestern, mit Harfe, Lauten, Gitarre und Theorbe prachtvolle, verzierungsreiche, sehnsuchtsvolle und liebesglühende, klangüppige und klangsinnliche Barockmusik. „Le Donne di Caccini“ sangen mit durchaus kraftvoll-emphatischen, aber immer sehr beweglichen und klug geführten Stimmen und auch Joel Frederiksen präsentierte einen voluminösen und abgrundtiefen Bass, der aber ganz leicht die Koloraturen und Fiorituren nachzeichnete. Dazwischen führte er mit schelmischem Humor durchs Programm.
Manchmal kann ein Ersatz eben auch ein Gewinn sein. Das zahlenmäßig kleine Publikum zeigte sich höchst animiert und geizte nicht mit herzlichem Beifall. Annalisa Pappano gelingt es, zusammen mit ihrem Ehemann und „Catacoustic“-Geschäftsführer Marcus Küchle, immer wieder, hochkarätige Ensembles mit Barockmusik in das doch recht beschauliche Kiefersfelden zu locken. Dafür kann man ihr nicht genug danken.RAINER W. JANKA