Roter Zweig von Grüner Insel

von Redaktion

Das Quartett „Craobh Rua“ entführte das Publikum der „Saitensprünge“ nach Irland

Rosenheim – Die nordirische Hauptstadt Belfast ist die Stadt der „Titanic“ – hier entstand das riesige Kreuzfahrtschiff in der Werft Harland und Wolff und gab 1500 Menschen Arbeit. Doch nicht nur für die Schiffsindustrie ist Belfast bekannt, sondern auch für seine Musikszene – die Unesco ernannte Belfast 2021 zur „City of Music“.

Van Morrison und Gary Moore stammen von dort, und eine Vielzahl weiterer Einzelpersönlichkeiten und Bands. Jetzt hatte auch Bad Aibling im Rahmen der „Saitensprünge“ Besuch aus Belfast, im ausverkauften kleinen Kursaal gastierte die Band „Craobh Rua“, deren Name soviel wie „roter Zweig“ bedeutet, was aus der keltischen Geschichte kommt. Rothaarig und -bärtig war denn tatsächlich Gitarrist und Sänger Declan Keenen, der mit seinem Gesang und den drei Mitmusikern die Gäste musikalisch mitriss und auf eine folkige Reise über die „Grüne Insel“ entführte. Brian Connolly (Banjo und Mandoline und nicht zu verwechseln mit dem Sänger der Band „Sweet“), Eoghan McKenna (Violine, Mandoline), Desy McCabe (Uillean Pipes und Flöte) und Keenan präsentierten ein höchst abwechslungsreiches Programm mit temperamentvollen Tanzboden-Nummern, anrührenden Balladen und dem einen oder anderen Instrumental-Solo.

Ein rhythmisches „Drinaugh“ machte den Auftakt, gefolgt von einer Ballade von Keenan, „Night Visit“, auf die McCabe ein erstes Solo von seinem Dudelsack irischer Bauart folgen ließ, der seine Luft nicht aus der Lunge bezieht, sondern aus einem Blasebalg, und „damit die Musiker gleichzeitig trinken und spielen können“, so Connolly mit launigem Kommentar. In diesem Wechsel von tanzbaren Jigs und Reels ging es munter weiter, manchmal instrumental und bisweilen angereichert durch Keenans markante und gleichsam poetische Stimme wie in „Sunset on the Erne“. In einigen Songs thematisierten die Texte die schwierige Lebenslage vieler Iren in der Geschichte – entweder man musste als Billiglöhner bei den ungeliebten Engländern arbeiten oder gleich nach Amerika auswandern.

Wehmütig fiel der Blick auf die „Belfast Mountains“ aus, mit der Textzeile „you broke this heart of mine“, überzeugend gesungen von Keenan. Doch allzu traurig wurde es im Konzert nicht. Schnell nahm das Quartett unter finaler Mithilfe von Paul Stowe von den „Matching Ties“ an der Handtrommel „Bodhran“ wieder seine rasanten Reels auf und hinterließ nach lang anhaltendem, kräftigem Beifall und Zugabenblock ein vollauf zufriedenes Publikum – gute Werbung für eine Irlandreise mit viel Livemusik vor Ort.Andreas Friedrich

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