Rosenheim – Die Akademie der Bildenden Künste in München bringt man gemeinhin mit den Genres Malerei oder Skulptur in Verbindung, doch gibt es dort auch einen speziellen Zweig, in dem sich eine Fachklasse mit „Schmuck und Gerät“ auseinandersetzt. Ohne Vorlesungen oder Lehrplan gibt es unter Anleitung von Professor Karen Pontoppidan und Silberschmied David Clarke dort die Chance, sich mit viel künstlerischem Freiraum mit dem Schmuck und seinem Bezug zum menschlichen Körper zu befassen und dabei „wild zu experimentieren“, so der Website-Text.
Während der Arbeit geht es zum einen um technische Erfahrungen und Fertigkeiten, aber auch um ein Hinterfragen von Begriffen wie Status, Schönheit oder Wert.
Gerade hat die Fachklasse die Chance, beim Kunstverein in der Klepperstraße auszustellen, unter dem Motto „The Noise we make“. Die Sonderausstellung läuft zwar nur kurz bis Sonntag, 24. November, genießt dafür aber erweiterte Öffnungszeit von 13 bis 18 Uhr.
Bei der Eröffnung ging es mit den vielen Studierenden und Gästen lebendig und dynamisch zu, als Besonderheit gab es kleine Performances zur Demonstration der Veränderlichkeit der Exponate. Julius Fest zeigte mit seinem Werk „wilting
I-III“ Kerzenständer, die sich verbiegen und sich nicht mehr aufrechthalten können. Marion Blume hat mit Zinn als Material experimentiert: Zinn hat einen niedrigen Schmelzpunkt und die von der Künstlerin entworfene Kette aus Zinnkugeln „arbeitet“ und verändert sich bereits durch Körperwärme.
Sylvia Berté hat kleine Objekte in Assoziation an Handspiegel entworfen. Sie laden zur Selbstreflektion ein. Umringt von Ausstellungsgästen demonstrierte die Künstlerin eine Besonderheit: Die Griffe der Objekte waren aus Zucker, der sich beim Beträufeln veränderte.
Unabhängig von diesen Beispielen veränderlicher Kunst lädt die Ausstellung zum Entdecken ein und bietet einige kuriose „Hingucker“. Suvi Tupola hat sich mit Holz und Essbesteck befasst, Chung Yueh Yuan stellt drei Gefäße aus, die an Lunchboxen erinnern und die aus zerkautem Papier hergestellt sind.
Eine Wand mit Exponaten von Martha Schmidt besteht aus stilisierten Papiertaschentüchern mit kurzen Texten, die im Heranwachsen prägend waren durch patriarchale Aussagen, oft verletzend.
Eine besondere Ausstellung, bei der man genau hinschauen sollte und die zur Auseinandersetzung anregt – die auf den ersten Blick oft unscheinbaren Objekte bergen einen doppelten Boden.
Andreas Friedrich