München/Wasserburg/Unterreit – Erwin Rehling arrangiert schaurig-schöne Dorfgeschichten aus seiner Kindheit und Jugend mit ganz besonderen Klang- und Rhythmuseffekten. Für sein kulturelles Schaffen wurde der Perkussionist und Erzähler jetzt mit dem Bayerischen Kulturpreis 2024 geehrt.
Einmal im Jahr verleihen die Bayernwerk AG und das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gemeinsam den Kulturpreis Bayern. Herausragende Leistungen in den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft werden damit ausgezeichnet, heuer übrigens bereits zum 20. Mal. Eine Fachjury wählt die Preisträger unter den bayerischen Künstlern, den Kulturschaffenden und den Absolventen und Doktoranden der Hochschulen und Universitäten aus.
„Die Kultur
Bayerns bereichert“
Einer der mit 10000 Euro dotierten Preise für die Kategorie Kunst geht an den gebürtigen Soyener Erwin Rehling, „der mit seinem Wirken die Kultur Bayerns bereichert“, wie es in den Statuten heißt. „Den Klang- und Sprachkünstler Erwin Rehling zu ehren ist es an der Zeit! Denn seine Geschichten, die der, 1954 in Soyen am See geborene, aus den Stoffen der Dörfer seiner Kindheitslandschaft, der 60er- und 70er-Jahre der BRD-Geschichte, schnitzt, hämmert, dengelt, singt und sägt, erzählen uns auf erstaunliche Weise immer wieder auch unsere Geschichten“, so die Begründung der Jury.
Nina Sonnenberg, die den Festakt zur Preisverleihung im Münchner Showpalast moderierte, kündigte Erwin Rehling als authentischen Künstler mit Klugheit, Lebensfreude und Lebenserfahrung an. „Durch seine Art zu erzählen, haut er einfach alle weg!“, so Sonnenberg. Karl Krieg, Mundartdichter, Publizist und Diplom-Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Passau, würdigte Rehlings Verdienste um die bayerische Kultur. „Erwin Rehling entlockt dem Schlagzeug, dem Steinspiel, dem Schellenbaum und der Bass-Marimba Töne, die sich bei uns einnisten und mit einem Friedensvirus infizieren… Die Botschaft seines immer schon kritischen Geistes verwandelt er in musikalische und literarische Energiebändchen, die kaum, haben wir sie aufgenommen, explodieren wie hochwertig gefüllte Pralinen“, konstatierte Krieg. Ursprünglich hätte Bodo Hell die Laudatio übernehmen sollen. Der österreichische Schriftsteller stand oft mit Rehling gemeinsam auf der Bühne; beide waren eng befreundet. Hell wird allerdings seit 11. August im Dachsteingebirge vermisst. Groß angelegte Suchaktionen in Oberösterreich und der Steiermark blieben erfolglos. Mittlerweile wurde Hell auch offiziell für verschollen erklärt. Das tragische Geschehen beschäftigt Rehling trotz aller Freude über die Auszeichnung noch immer sehr stark.
Neues Programm
in Vorbereitung
Ans Aufhören denkt der in der Gemeinde Unterreit lebende 70-jährige Klang- und Sprachkünstler noch lange nicht. Erwin Rehling wird weiterhin Schlagzeug an der „emmzett“-Schule für Musik und Tanz in Mühldorf unterrichten. Auch ein neues Programm steht kurz vor seiner Fertigstellung. Premiere soll im Frühjahr 2025 sein. „Es wird wieder viele neue, authentische Geschichten zu den Menschen in meinen Leben enthalten, diesmal musikalisch untermalt mit vielen, zu jeweiligen Zeit stimmigen Klangschnipseln aus der Pop- und Rockmusik“, so Erwin Rehling.