Stephanskirchen – Neue Klangräume eröffnen: Die Ankündigung für das geistliche Chorkonzert in der katholischen Kirche „Maria Königin des Friedens“ in Haidholzen war schon Werbung genug. Unter der Leitung von Sopranistin, Chor-Leiterin, Gesangs- und Klavierlehrerin sowie Musiktherapeutin Anja Schwarze-Janka hatten die Rosenkavaliere, ein 16-köpfiger Männerchor aus der Region Rosenheim, Wasserburg und Prien, sowie das zwölfköpfige Frauenensemble Bell Cantánima aus Wasserburg Werke von bekannten Komponisten des 19. Jahrhunderts wie Felix Mendelssohn-Bartholdy, Edvard Grieg und Peter Cornelius einstudiert. Aber auch Lieder von zeitgenössischen Komponistinnen wie Nancy Telfer (Jahrgang 1950) und Sandra Milliken (Jahrgang 1961) und Komponisten wie Ola Gjeilo (Jahrgang 1978), Eriks Esenvalds (Jahrgang 1977), John Rutter (Jahrgang 1945) und David Hamilton (Jahrgang 1955) kamen zu Gehör. Vierstimmiger Männer- und später vierstimmiger Frauengesang, dazwischen ein Terzett, ein Quartett, ein Doppelquartett, dann der gesamte Chor, mal a cappella, mal von E-Piano und/oder Orgel begleitet.
Es war ein abwechslungsreiches, anspruchsvolles Programm, das den Sängern viel abverlangte. Aber auch dem Publikum: Das Konzert erstreckte sich auf knapp zwei Stunden und die Kirche war – leider – nur sparsamst beheizt. Chapeau für das starke Ausdrucksempfinden und die saubere Artikulation der Sänger. Allein an manchen Stellen hätte an der Intonation noch etwas nachjustiert werden können. Es sei der Rezensentin an der Stelle erlaubt, hier nur auf einige wenige Stücke einzugehen. Das „Ubi Caritas“ des Norwegers Ola Gjeilo war Gregorianik und Moderne zugleich. Eine großartige Idee, das vielstimmige Antiphon erst von den Männern singen zu lassen, später dann von den Frauen und im weiteren Konzertverlauf vom gemischten Chor. Eindrücklicher Gesang, dessen Effekt sich beim Betrachten des erst 1969/70 erbauten rechteckigen Kirchenraumes mit den schmalen Fensterbändern an der Nordwand und dem Altar, ein schlichter Steinblock, noch verstärkte.
Nicht minder ergreifend das „Sicut cervus“ der Kanadierin Nancy Telfer. Schon allein die Worte des Psalms 41 zeugen von Sehnsucht, die vielstimmigen Harmonien sorgten für entsprechende Gänsehaut. Das „O vos omnes“ von Pablo Casals, das der gesamte Chor sang, nicht minder. Das war Romantik pur, an dynamischen Effekten nicht sparend.
Dem Gospel „Swing low sweet chariot“ versetzten die Rosenkavaliere mit viel Gespür für den Inhalt des Spirituals und mit Fingerschnippen den nötigen Schliff. Das „da pacem domine“ von Charles Gounod wirkte dank der klaren Stimmen von Bell Cantánima wie ein Gebet.
Beim „A Flower remembered“ von John Rutter glänzten die Sopranstimmen von Leonie Janka und Anja Schwarze-Janka sowie Altistin Katharina Gruber-Trenker, feinfühlig begleitet von Eva-Maria Johannes am E-Piano. Eine Komposition im Gedenken an die Opfer von Fukushima, ein Lied voller klassisch anmutender, eingängiger Harmonien, ohne kitschig zu wirken.
Zum Abschluss erklang das sechsstimmige „Abendlied“ von Josef Rheinberger: Wohl bekannt und doch immer wieder großartig. Fein dosiert, homogen und mit großer Hingabe gesungen: Schöner kann ein kirchliches Konzert kaum ausklingen. Elisabeth Kirchner