Bayern, Beuern oder Biber: Wie Baierbach zu seinem Namen kommt

von Redaktion

Baierbach – Der Ortsname „Baierbach“, der in den Landkreisen Rottal-Inn und Landshut als „Bayerbach“ geschrieben vorkommt, hat nichts – wie man vielleicht meinen könnte – mit dem Namen des Freistaats zu tun. Anders liegt der Fall beim Namen von „Baierbrunn“, einem Pfarrdorf, das in Richtung Schwaben im westlichen Teil des Landkreises München liegt. Die ältesten Schreibungen – Paierbrunnen und Baierbrunnen – aus dem 12. Jahrhundert weisen durchaus auf eine speziell bayrische Örtlichkeit hin. Aber sowohl Baierbach bei Landshut als auch „unser“ Baierbach in der Gemeinde Stephanskirchen sowie die mit Ypsilon geschriebenen Namensvettern liegen in keinerlei politischen Grenzgebieten, etwa zwischen Bayern und dem Raum Salzburg. Nur eines haben diese Orte natürlich gemeinsam: die Lage an einem Bach.

Die Erklärung des Bestimmungswortes „Baier-“ / „Bayer-“ kann der Darstellung entnommen werden, die der Namensforscher Professor Albrecht Greule in seinem Opus „Deutsches Gewässernamenbuch“ anbietet. Greule rechnet darin alle Baierbach-/Bayerbach-Namen von Gewässern und Siedlungen der oberdeutschen Sprachgruppe zu, der die südlichsten Sprachen des Hochdeutschen angehören – Bairisch und Schwäbisch-alemannisch –, und führt all diese Namen auf ein und dieselbe Sprachquelle zurück: Ausgehend von althochdeutsch „Buri-bach“ über mittelhochdeutsch „Biur-bach“ und frühneuhochdeutsch „Beurbach“ führt der sprachliche Weg laut Greule zur mundartlichen, entrundeten Form Baierbach – man vergleiche Feuer und mundartlich Feier, Feir –, die in dieser mundartlichen Form sowohl im bairischen als auch alemannischen Sprachraum in dieser Form verschriftlicht worden sei.

Aber was bedeuten „Buri“ und „Biur“? Der Gelehrte bietet die Bedeutungen „Häuschen, Hütte, Vorratsraum“ an und erklärt Baierbach als „Bach, an dem ein Vorratshaus steht/stand“.

Mit dieser Erklärung erinnert Baierbach an Namen wie Neu- und Altenbeuern, die sich ebenfalls von „Buri“ und „Biur“ herleiten lassen, aber in der Schreibung – bisher – konservativ geblieben sind. Noch gibt es kein Naibaiern oder Neibeiern!

Jetzt gibt es allerdings einen höchst gewichtigen Einwand zu Greules Allgemeinthese. Der Baierbacher Landwirt und Mesner der Baierbacher Filialkirche St. Magdalena, Anton Forstner senior, liefert uns die örtliche Aussprache von Baierbach in der Gemeinde Stephanskirchen: „Boiboch“. Das „Boi“ reimt sich dabei mit „voi“ (voll). Dass die einheimischen Baierbacher (Forstner: „Boibegga“) „Beiboch“ sagen: Ausgeschlossen! Die Lautung „Boiboch“ wird darüber hinaus im Buch „Stephanskirchen und Umgebung in alten Ansichten“ von Karl Mair, ausgewiesener Heimatforscher und seit 2020 Bürgermeister von Stephanskirchen, sogar schriftlich bestätigt.

Somit kann die Namenserklärung für unser Baierbach nicht auf „Vorratsraum“ zurückgehen. Laut dem Eintrag Nr. 78 im weltlichen Steuer- und Abgabenbuch „Codex Falkensteinensis“ erhielt im Jahre 1166 Graf Siboto IV. von Neuburg-Falkenstein an Geldabgaben „de Biberbach“ – von/aus Biberbach – V solidi = 5 Schilling = 150 Pfennige. 1170 und 1200 lautete der Ortsname „Piberpach“, 1419 ebenso wie 1580 „Peurpach“, 1442 „Pewrpach“.

Wir folgen demnach der Deutung des Namenforschers Dr. Josef Bernrieder: „Bestimmungswort ist althochdeutsch bibar (Biber). Der ursprüngliche Gewässername bedeutet: „Bach, in dem Biber hausen“.Armin Höfer

Artikel 3 von 11