Parforceritt durch die Operngeschichte

von Redaktion

Umjubeltes Konzert der „Erlesenen Oper“ im Rosenheimer Kuko

Rosenheim – Bisher hat die „Erlesene Oper“ unbekannte Werke ausgegraben und dem Publikum zugänglich gemacht. Diesmal aber fand das Gegenteil statt: Georg Hermansdorfer, zugleich Dirigent und Moderator, präsentierte im fast ausverkauften Kultur- und Kongress- zentrum nicht nur Ohrwürmer aus der Opernwelt, sondern gab auch anekdotenreich einen vergnüglichen Überblick über die Geschichte der Oper.

Auf Hochzeiten
und Beerdigungen

Die Oper im heutigen Sinn entstand Ende des 16. Jahrhunderts in Florenz. War die Musik der Renaissance noch polyphon, entstand nun ein neuer Stil mit einer Melodie, die vom Orchester begleitet wurde. Nach der schwungvoll gespielten Ouvertüre von Bizets „Carmen“ sang Tenor Markus Herzog, der ein wenig erkältet war, „Ombra mai“ aus Händels Oper „Xerxes“, eine Arie, die, so Hermansdorfer ironisch, von Hochzeiten und Beerdigungen bekannt sei.

Opernhäuser gab es ausschließlich für den Adel, die Werke stellten entweder einen bedeutenden Herrscher vor oder bezogen sich auf die griechische Mythologie. Traurig intonierte der Chor „Stirb, verruchter Acis“ aus Händels „Acis und Galathea“.

Im Barock, der Zeit des Prunks mit Koloraturen und Verzierungen, wurden verstärkt Kastraten eingesetzt. Die verloren zwar ihre Männlichkeit, verdienten aber oft so viel, dass sie ihre Familien ernähren konnten.

War die Handlung in der Aufklärung noch schlicht und schnörkellos, zeigte Sieglinde Zehetbauer als Donna Anna in der Arie „Or sai chi l`onore“ aus Mozarts „Don Giovanni“ ihren ganzen stimmlichen Ausdrucksreichtum. „Mozart stellt das Seelenleben der Personen dar“, erklärte Hermansdorfer. Im Duett zwischen Papagena und Papageno aus der „Zauberflöte“ beeindruckten Kayo Hashimoto und Oskar Hillebrandt und erhielten viel Applaus. Freiheitspathos und Dramatik besaß das Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus Beethovens „Fidelio“, in dem Sieglinde Zehetbauer, Kayo Hashimoto, Markus Herzog und Oskar Hillebrandt kunstvoll verflochten mit- und gegeneinander sangen.

Dass Rossini schöne Melodien auf einfache Begleitungen gesetzt und spritzig verarbeitet hat, demonstrierte Kaya Hashimoto als Rosina aus dem „Barbier von Sevilla“. Vom Orchester klangsatt grundiert, berührte Tenor Markus Herzog mit „Durch die Wälder“ aus der romantischen Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Anschaulich führte Hermansdorfer den effektvollen Einsatz einzelner Instrumente vor, etwa die Tremoli der Streicher oder den tiefen Ton der Klarinette. Zu Herzen ging schließlich auch der berühmte Jägerchor.

Nach der Pause ging es folgerichtig chronologisch weiter von Wagners Hochromantik bis zur amerikanischen Oper von Joplin. Die Romantik habe zwar geheimnisvolle Gefühle in den Mittelpunkt gestellt, die Opern würden aber meist schlecht ausgehen, so Hermansdorfer. Nach dem klangmächtigen Pilgerchor aus Wagners „Tannhäuser“ durfte sich das Publikum an Arien von Verdi erfreuen. Verdi habe in der „Aida“ Wagners Sprache angenommen, wofür komplexe Akkorde und die Verdrängung der Tonart stehen würden.

Spätromantischer
Zauber

Ergreifend zu einem wehmütigen Cellosolo war Oskar Hillebrandt als Philipp II. im „Don Carlos“, bewegend und innig sang Sieglinde Zehetbauer, vom Orchester sensibel begleitet, das „Lied an den Mond“ aus Dvoraks Oper „Rusalka“. Spätromantischen Zauber zu wogenden Streichern verströmte anschließend die Arie „Mon Coeur“ aus „Samson und Delila“. Der kurzweilige, heftig umjubelte Parforceritt durch die Opernwelt endete flott und spritzig mit dem „Slow Drag“ aus „Treemonisha“, bei dem noch einmal alle Sänger gemeinsam auftraten.

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