Bad Aibling – Weltweit unterwegs fand das Duo Elina Duni und Rob Luft den Weg nach Bad Aibling. Die Sängerin war aus Zürich angereist, der Gitarrist kam aus London. Die Gäste der „Saitensprünge“ im kleinen Kursaal bereuten ihr Kommen zum Abschlusskonzert nicht, denn sie genossen ein hochkarätiges und musikalisch vielfältiges Programm mit vielen Besonderheiten bezüglich der Zusammenstellung der Stücke und der Art der Darbietung.
Duni ist als Vokalistin eine Grenzgängerin zwischen ihrer albanischen Heimat und deren Volksmusiktradition sowie dem Jazz, dem Bossa Nova und anderen Stilen. Luft ist ein aufstrebender britischer Gitarrist, trotz junger Jahre preisdekoriert und wird bereits mit Stars wie John McLaughlin verglichen. Beim Auftritt mit der halbakustischen Gitarre stellte er sein Können unter Beweis. Schon beim ersten Stück wurde klar, dass mit Elina Duni eine ganz besondere Vokalistin auf der Bühne stand, die Assoziationen an die Feinheiten der portugiesischen Band „Madredeus“ oder die Stimmgewalt einer Maria Farantouri weckte.
Mit tragender Stimme und enormer Modulationsbreite startete das Duo mit einer Melange irgendwo zwischen portugiesischem Fado und orientalischen Einflüssen. Luft legte einen flirrenden Klangteppich unter den Gesamtsound und Duni weckte in einem eigentlich südalbanischen Stück mit ihrer Vokalartistik Erinnerungen an afrikanische Musik. Dabei verwob sie Text und gedehnte Vokale zu einer in dieser Form ungewöhnlichen Lautmalerei, die dem Scatgesang beim Jazz ähnelt, jedoch lyrischer und freier ist und nahe an Opernklängen liegt. Ein Titel aus Südalbanien aus einer „Region mit polyphonem Gesang ohne Instrumente“ (Duni) verzauberte mit sphärischen Melodien und einer rhythmischer werdenden Gitarre ebenso wie der folgende Jazz-Standard „I will be seeing you“ voller swingender Leichtigkeit.
Duni ergänzte ihre Stimme bei einem arabischen Liebeslied des 13. Jahrhunderts noch mit der Handtrommel, so dass der Sound weiter an Rhythmus gewann. Weitere Höhepunkte des tollen Konzerts waren der Jazz-Song „Reaching for the moon“ von Irving Berlin, der kunstvoll in orientalische Klänge überging, und der Bossa Nova „Gentle Way“, alles stark vom Publikum beklatscht.
Eine wehmütige albanische Ballade besang das Wegbleiben des Regenbogens, der in Albanien auch ein Vorname ist. Mit einem Lied aus dem Berner Oberland, einem französischen Song von Serge Gainsbourgh und den „Lost Ships“ aus der beim Top-Label erschienenen CD ging es ins Finale.
Duni erwies sich als stimmgewaltige, variable, vielsprachige und angenehm moderierende Vokalistin, Luft war ein toller Unterstützer an seinen sechs Saiten. Mit dem schottischen Folksong „Wayfaring Stranger“ als Zugabe verabschiedete sich dieses hörenswerte Duo und beschloss damit die diesjährigen „Saitensprünge“.
Andreas Friedrich