Bad Aibling – Voll besetzt war das Gewölbe des Weinkellers im Hotel Lindner beim Konzert von Rosie Bennett im Rahmen des Gitarrenfestivals „Saitensprünge“. Wie ein Teenager wirkte die zierliche 28-jährige Engländerin. Der Eindruck verflog schnell, denn diese Brillanz an der klassischen Gitarre konnte nur durch viele Jahre des Übens erworben worden sein. Wie ihre schlanken Finger der linken Hand präzise über das Griffbrett huschten, wie die Anschläge auf den Sekundenbruchteil genau kamen, war meisterlich.
Ob sie beim Allegro Moderato der Sonate von Manuel Maria Ponce am Instrument völlig in der Musik versinkt und dennoch traumwandlerisch exakt über die Saiten wirbelt, ob sie mit Max Blums Arrangement akustisch ein Bächlein über die Steine sprudeln lässt, um es schließlich träumerisch in einen Waldsee münden zu lassen… Derlei romantische Bilder entstehen vor dem inneren Auge zu ihren melodischen Figuren.
Atemlose Stille ließ keinen Ton ihrer Melodien verloren gehen. Zu einer Bachschen Fuge hielt sie geradezu ein Zwiegespräch mit ihrem Instrument, sprang von Oktave zu Oktave und hielt ihr Publikum in fasziniertem Zwang. Oder sie präsentierte eine musikalische Ode an die Liebe – Romantik pur eben.
Gemeinsam mit ihrem Publikum lauschte sie jeweils zum Schluss den entschwindenden Akkorden, bevor immer wieder frenetischer Applaus der Künstlerin dankte. Theo Auer