Bad Endorf – Einen duftenden Glühwein am Weihnachtsmarkt oder hochwertigen vorweihnachtlichen Musikgenuss in der Kirche? In Bad Endorf konnte, wer am ersten Adventswochenende Lust hatte, beides haben. Denn vor und in der St.-Jakobus-Kirche war ganz schön was los: Draußen lockten vorweihnachtliche Freuden mit Jingle Bell und Glühwein an Weihnachtsmarktbuden, während in der Kirche ein Adventskonzert mit Werken von Bach bis Spirituals die Gemüter der Lauschenden erwärmte.
Zeitgenössische
und alte Stücke
Das Benefizkonzert in der voll besetzten Kirche, organisiert vom Immling Festival und dem Lions Club Bad Endorf, bot eine ziemlich wilde Mischung aus alten und zeitgenössischen Weihnachtsstücken unterschiedlicher Genres. Der Erlös kommt Bildungsprojekten für Bad Endorfer Kinder und Jugendliche sowie der Priener und Bad Endorfer Tafel zugute.
Viel mehr Mitwirkende hätten es nicht sein dürfen: Im Altarraum saßen und standen dicht an dicht große und kleine Chorsängerinnen und -sänger. Davor das Orchester Musica Viva Salzburg, welches die drei Chöre – Festivalchor unter Leitung von Cornelia von Kerssenbrock, Kinder unter Leitung von Sieglinde Zehetbauer und Musicalchor der Akademie Immling unter Leitung von Lukas Gahabka – und die Solisten begleitete.
So war dann auch das Programm abwechslungsreich und bunt wie Christbaumschmuck: Den Anfang machten die Kleinen mit Weihnachtsmützen auf den Köpfen – intonationssicher und inbrünstig schmetterten sie volkstümliche Weisen, etwa den „Andachtsjodler“ oder „Eine Muh, eine Mäh“. Ihren spürbaren Spaß am gemeinsamen Singen untermalten sie mit ausladenden Bewegungen, die den Text mimisch-gestisch illustrierten. Dafür kassierten sie jubelnden Beifall.
Barocke Pracht brachten zwei Werke von Bach ins Konzert ein: Aus dem Weihnachtsoratorium kredenzten die kräftigen Stimmen des Festivalchores „Ehre sei dir Gott“ und, aus der Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ begeisterte Lukas Gahabka mit tenoralem Schmelz in „Zion hört die Wächter singen“. „Ja“ sagen zum Leben und zum Frieden auf unserer Erde – das klingt in Sy Millers Lied „Let there be peace on earth“ so selbstverständlich und passt somit besonders in die Zeit: Der Musicalchor feierte das moderne Lied förmlich und erwärmte mit seiner tief inspirierten Interpretation die Herzen der Zuhörer. So auch mit „Baba Yetu“, dem gesungenen „Vaterunser“ in der Sprache Swahili – ein berührender Hörgenuss und Wärmevorschuss für kalte Tage.
In zwei anspruchsvollen Werken von Mendelssohn-Bartholdy, „Gott sei mir gnädig“ aus „Paulus“ und „Höre Israel“ aus „Elias“, zeigten Fernando Araujo und Sieglinde Zehetbauer ihre stimmliche Brillanz. Dann, so fühlte es sich an, rückte mit „Es ist ein Ros entsprungen“ und „Angels Carol tutti“ (John Rutter) das Weihnachtsfest immer näher: Der Festivalchor versprühte mit edlen Stimmen festlichen Glanz, der, wenn überhaupt nur durch einen gesungenen Segen getoppt werden könnte.
Publikum erklatscht
drei Zugaben
Das „Irish Blessing“ (Traditional) hätte laut Programm das letzte Werk sein sollen. Wer aber die Immlinger und ihre schiere Musizierlust kennt, ließ getrost den Mantel offen und die Handschuhe aus. In drei Zugaben brachten sich am Ende alle, stimmgewaltig und leidenschaftlich im Tutti ein. Zwar war es für „Stille Nacht“ und „Feliz navidad“ doch noch ein wenig zu früh. „Es werd scho glei dumpa“ kam eher hin – und die Handschuhe konnte man nach heftigem Applaudieren am Konzertende eh erst mal stecken lassen. Ob die Weihnachtsmarktbesucher erahnen konnten, was sie verpasst hatten?