Traunstein – Nach der Aufführung in Christkönig in Rosenheim wiederholten der Chor „Sänger ohne Grenzen“ und die „Capella regalis“ unter der Leitung von Michael Anderl das Konzert unter dem Motto „Dixit Dominus“ im Kulturforum Klosterkirche. Benannt war es nach der Komposition von Georg Friedrich Händel, die zum Höhepunkt des Konzerts geriet.
Der Spannungsbogen begann mit der Lobpreismotette „Jubilate Deo à 9“ aus „Gazophylacium musico sacrum“ von Rupert Ignaz Mayr. Dieser Gesang aus der „Schatzkammer geistlicher Musik“ war inhaltlich die Einladung an die Besucher, dem Folgenden zuzuhören („Kommt und hört, ich will euch erzählen, wie viel Gutes der Herr mir getan hat“) und leitete über zur Sonata à 5 in F von Johann Rosenmüller, die die Musiker in historischer Aufführungspraxis im Stehen interpretierten. Einige der Instrumente waren Kopien historischer Vorbilder, was auch an der Spielweise – beispielsweise mit einem barocken Bogen mit veränderbarem „Steckfrosch“ – zu sehen war.
In diesem Programm konnten Zuhörer die Entwicklung von der Renaissance zum Barock hin verfolgen. Als Solisten wirkten mit Mirella Alexandrova und Eva Maria Amann (Sopran), Vanessa Fasoli (Alt), Virgil Hartinger (Tenor) und Bonko Karadjov (Bass). Ihre Stimmen waren in den verschiedenen Kompositionen kontrapunktisch verflochten, Koloraturen wanderten durch die Register oder erklangen parallel in delikater Präzision. Alle bewiesen solistisch, sowie im mehrstimmigen Sologesang und im Chor eine disziplinierte Gesangskultur.
Das „Dixit Dominus“ ist eine Vertonung des Psalms 110, der – wie im Alten Testament üblich – auch Prophezeiungen enthält. Es war eine Freude, die einzelnen Fugenlinien oder Engführungen, etwa bei „Judicabit“ oder im Schlusschor „Gloria Patri“ zu verfolgen. Werke der Renaissance und des Barocks sind in ihren Kompositionstechniken insgesamt genau so eine „Schatzkammer“ im Großen, wie sie der Renaissancekomponist Rupert Ignaz Mayr im Kleinen geschaffen hat, und aus der das „Jubilate“ stammt.
Der Schluss – die Motette „Nisi Dominus“ von Georg Friedrich Händel – ist eine Vertonung des Psalms 127 und trägt die Nummer HWV 238, nur sechs Nummern nach „Dixit Dominus“, was die enge Verbindung zwischen den beiden Werken biografisch bestätigt. Erst nach einer Zugabe entließ das begeisterte Publikum die Mitwirkenden von der Bühne. Brigitte Janoschka