Tourfinale vor dem Buchregal

von Redaktion

Das Peter-Gall-Quintett präsentiert in der Buchhandlung Librano in Bad Aibling neues Album „Love Avatar“

Bad Aibling – „Heimspiel“ für Jazz-Schlagzeuger Peter Gall mit seiner Band: In der Buchhandlung Librano saß schon sein Bruder Chris am Flügel, jetzt präsentierte sein Quintett auf Einladung von Inhaber Mick Braun das neue Album „Love Avatar“. Pianist war kein Geringerer als Rainer Böhm, am Bass wirkte Matthias Pichler, an der E-Gitarre Reinier Baas und ein feines Altsaxofon spielte Wanja Slavin. Nach Auftritten in der Münchner „Unterfahrt“ und am Vortag in Prien hieß es „Full House“ zwischen den Buchregalen bei erhöhter Vorfreude, schließlich hatte die Band den renommierten „BMW Jazz Award“ vorzuweisen.

Mit einem Bass-Intro startete die Band und deutete mit dem Stück „Oasis“ die Richtung an. Viele kreative Eigenkompositionen von Schlagzeuger Peter Gall mit unkonventionellen Ideen und vielen klanglichen Überraschungen charakterisierten den Auftritt. Passend zum „Powerfood“-Kochbuch in der Bücherwand hinter dem Flügel, aus dem Rainer Böhm in „Unreal“ ein erstes Solo hervorzauberte, in einem komplexen Ritt mit einigen Rhythmuswechseln.

„Loveland“ geriet swingiger, und wie in einem Buch mit Schacheröffnungen stellte sich die Band nach und nach auf. Bass und Flügel trieben das Ganze vorwärts, quasi wie Turm und Läufer in einer Schachpartie und mit einem rasanten Solo von Böhm garniert, der sich immer mehr in einen Flow steigerte, furios begleitet von Slawin am Saxofon. Mit viel Drive und schnellen Beats sowie einem traumwandlerisch getimten Wechsel vom Saxofon zur Tastatur am Flügel ging es mit kräftigem Applaus in die Pause – und mit ebensolcher Energie wieder weiter. „Luz Solar“ – das „Sonnenlicht“ begeisterte mit einem Dialog zwischen Baas und Böhm zwischen E-Gitarre und Flügel, auch das folgende „Heartbeat“ geriet dynamisch als Reminiszenz wahlweise an Liebesromane oder medizinische Ratgeber. Orchestral und ernsthaft leitete Böhm das nächste Stück ein, zur feinen Ballade „Yellow Heaven“ benutzte Gall die dezenten Besen.

In immer neuen Kombinationen innerhalb des Quintetts gelang ein sehr abwechslungsreicher Auftritt mit einer energiegeladenen Melange. Nach kräftigem Zuspruch beschloss das Quintett das Gastspiel in Aibling mit dem experimentelleren „Echoes of an dystopian world“.Andreas Friedrich

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