Wie spielt man Frieden?

von Redaktion

Adventmeditation mit „Prisma“ und Pfarrer Andreas Zach in der Rosenheimer Stadtpfarrkirche St. Nikolaus

Rosenheim – Schon zum 13. Mal gab’s die Adventmeditation mit dem Jazz-Trio Prisma, zusammen mit dem ehemaligen Stadtpfarrer Andreas Maria Zach. Die Nikolauskirche war ganz voll mit Menschen, die vor dem Beginn der Adventszeit eine Stunde lang Ruhe wollten, Ruhe durch Musik und Wort. Der Veranstalter, der Rotary-Club Innstadt, hatte den gespendeten Erlös jeweils zur Hälfte dem Vinzentiusverein und Geschenken für Kinder aus armen Familien zugedacht.

Als Thema seiner philosophischen Betrachtungen hatte Pfarrer Zach den Frieden gewählt. „Wie spielt man Frieden?“ zitierte er eine Kinderfrage. Weiters sinnierte er über Worte des Propheten Jesaias, der Schwerter zu Pflugscharen machen wollte, die Geburt eines Kindes als „Fürst des Friedens“ voraussagte – Kinder seien Zukunft und Hoffnung, sagte Pfarrer Zach dazu – und ein idyllisches Bild des Friedens malte, in dem das Lamm beim Wolf verweilen wird.

Adventlich begann „Prisma“ mit „Macht hoch die Tür“, erwartungsvoll und fröhlich swingend. Alle äußerst fantasiereichen Arrangements stammten von Hubert Huber, der konzentriert an seinem E-Piano saß und mit kleinen Handbewegungen alles leitete. Dumpfe Paukenschläge (Schlagzeug: Michael Keul) und dunkle Bassgitarren-Töne (Klaus G. Förg) markierten den Rhythmus der Rudermannschaft in „Es kommt ein Schiff geladen“, das eine ganze Seereise musikalisch malte, mal in Moll getaucht, mal stürmisch, am Ende doch ankunftsglücklich. Bei „Crystal Silence“ von Chick Corea schwangen sich sphärisch-kristalline Klavier-Klänge, von denen jede Note ihr Eigengewicht und ihre Bedeutung hatte, hoch hinauf in das Kirchengewölbe. Der Mond schien friedlich über den Himmel zu wandern bei den verzaubernden Klängen von „Midnight Mood“ von Joe Zawinul. Die Friedensbitte „Dona nobis pacem“ war zwischendurch in dunkles schmerzreiches Moll gehüllt wie in Mozarts f-Moll-Fantasie, dann wieder war eine Arie aus Händels „Messias“ hineingemischt („Er weidet seine Herde“). „Lullaby“ von George Shearing verwandelte Hubert Huber in eine munter sprudelnde Bach-Partita.

„Meinen Hass bekommt ihr nicht!“ zitierte Pfarrer Zach am Ende Antoine Leiris, der bei dem Islamisten-Anschlag auf den Club Bataclan in Paris seine Frau verloren hatte. Diesen großherzigen Wunsch nach Frieden beantworte Prisma mit der „Aria“ von Bach: Zauberhafte Klänge wanderten durchs Kirchenschiff, auf die Zuhörer senkte sich intensive Ruhe – es war die Antwort auf die Anfangs-Kinderfrage: So spielt man Frieden!RAINER W. JANKA

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