Sehnsucht nach dem Schönen

von Redaktion

Elisabeth Mehrl zeigt Bilder und Objekte in der Galerie im Alten Rathaus in Prien

Prien – Glänzend und funkelnd wie Sterne, Perlen und opulente Edelsteine – die Bilder von Elisabeth Mehrl lassen Augen leuchten. Die Künstlerin thematisiert in ihrer Ausstellung „Wie Sterne zählen“ große Sehnsüchte in der Galerie im Alten Rathaus.

Perlen, barocke Schmuckstücke – auch ohne erzählerisches Beiwerk kommen die Bildgegenstände in Kreisform vor monochromen Hintergrund aus. Die Bilder scheinen eine Spur des Unendlichen zu tragen, sind Einladung, genauer hinzuschauen und in den einzelnen Linien und Formen etwas Tieferes zu entdecken.

Die Botschaft
des Schmucks

Hellrot, karmesinrot, bordeauxfarben, orangefarben, beinahe violett: Allein die Serie „Im Rot“ mit „Wie Sterne zählen – mitgehangen, mitgefangen – wohin die Reise geht“ macht deutlich, wie geschickt Elisabeth Mehrl Farbe und Form einsetzt, um aus scheinbarem Schmuck noch mehr Tiefe, Symbolkraft, Lebendigkeit und Erhabenheit herauszuholen.

Sind es Perlen? Oder Stränge des Lebens? Ineinander verwoben, in sich gedreht, erscheinen die Perlen ins rechte Licht gesetzt, zum Guten gewendet. Bei „Loops“ – rote Kreise, in sich verschlungen – weiß man nicht, wo Anfang und wo Ende ist und doch wirken die nebeneinander hängenden, quadratischen, edlen Bilder wie eine Einheit, die den Betrachter zum Sich-Versenken einlädt.

„Verführung“ – ein bedeutungsschwangeres Wort, das Elisabeth Mehrl als Perlenstränge deutet. Perlenstränge, von champagnerweiß bis hellgrau changierend, von einer imaginären Lichtquelle angestrahlt – und derart anziehend, dass man es sofort berühren will. „Zwischenräume“ sind senkrecht hängende Perlenschnüre, mal bunt, mal rötlich, mal in Blautönen changierend. Perlenschnüre, die wie Türvorhänge wirken, zum Durchgleiten einladen, die neugierig machen, was sich dahinter verbirgt. „Aus dem Vollen“ – blau-grau schimmern ineinander verwobene Perlen vor hellblauem Hintergrund – kommt auch ohne ergänzendes Verb aus, das Bild leuchtet auch so.

Ganz anders hingegen die Serien „Es war einmal,“ „Denkmuster“ und „Grammatik des Schönen.“ Dicke und dünne Perlenketten, Armreifen aus Perlen, überladene Schmuckstücke auf der einen Seite, ein „nacktes“, einfarbiges Bild oder konzentrische Kreise oder Streifen in komplementären Farben auf der anderen Seite. Man kann nicht anders, als die beidseitigen Motive – scheinbar nicht zusammenpassend und doch sich ergänzend – weiter zu denken.

Großartig nimmt sich auch die „Glückssträhne“ im Treppenhaus aus. Weißliche dünne längliche Perlenketten, die sich über ein Podest ergießen – so simpel und doch so wirkungsvoll. Anziehend ist auch die „Große Kette“ in einem anderen Raum: Aus Sammelstücken vom Flohmarkt, Vasen in unterschiedlichen Farben, Formen und Materialien, hat die Künstlerin eine zwölf Meter lange Kette gestaltet. Edel und doch so schlicht ob seiner Zutaten. Der „Kosmos der Möglichkeiten“ verleiht Edelsteinen noch mehr Glanz und das „Leben der Wünsche“ sind Abbilder von Edelsteinen. Elisabeth Mehrl hat, wie sie bei einem exklusiven Rundgang mit den OVB-Heimatzeitungen sagt, den Titel bewusst gewählt, denn „jeder Mensch hat Sehnsucht nach dem Schönen“.

Ein unmögliches
Unterfangen

Kuratorin Inge Fricke findet, dass Sterne zu zählen ein unmögliches Unterfangen sei. „Eine scheinbar endlose Aufgabe, bei der wir von der Weite des Himmels und Schönheit des Himmels überwältigt werden.“ Es gebe immer noch etwas mehr zu sehen, dass man nie voll erfassen könne – und vielleicht auch nicht soll. Wer also Suchen, Nachdenken, Verweilen und Staunen will, dem sie die Ausstellung von Elisabeth Mehrl wärmstens ans Herz gelegt.

Bis 26. Januar

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