Der Himmel als Einwohnermeldeamt

von Redaktion

Michael Alexander Grimm kommt mit „Brandner Kaspar“-Musical ins Kuko Rosenheim

Rosenheim – „Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“ ist ein bayerischer Klassiker. Bekannt geworden ist die BR-Fernsehfassung des gleichnamigen Theaterstücks, das nach einer Erzählung von Franz von Kobell für das Residenztheater geschrieben wurde. Nun gibt es die Geschichte des schlitzohrigen Brandner Kaspar, der den Tod beim Kartenspielen mit Kerschgeist über den Tisch zieht und so auf Erden weiterleben kann, auch als Musical. Am Mittwoch, 29. Januar, ist die Produktion im Kultur- und Kongress-Zentrum zu sehen. Karten gibt es im Vorverkauf unter www.kuko.de oder Telefon 08031/3659365. Mit dabei ist der aus Film und Fernsehen bekannten Schauspieler Michael Alexander Grimm. Er erzählt, warum der Himmel in dem Stück wie ein Einwohnermeldeamt wirkt, was die Faszination des Stückes ausmacht und warum seiner Überzeugung nach die Aufbereitung des Stoffes als Musical nur logisch ist.

Welche Rolle spielen Sie denn im bayerischen Musical über den Brandner Kaspar?

Da spiele ich den Petrus, genannt Portner, sehr klassisch im weißen Himmelsgewand als Gegensatz zu den dunklen Farben der Hexen, der Druden und des Boandlkramers.

Was machen Sie lieber: Fernsehen oder Theater?

Das hängt von der Qualität des Projekts ab. Eine gelungene Fernsehserie gefällt mir natürlich besser als ein schlechtes Theaterstück oder ein misslungener Kinofilm. Mein Beruf bietet glücklicherweise viele Möglichkeiten, wo ich wirken kann, daher möchte ich mich nicht auf eine Gattung beschränken. Ich mag das Bunte, das Abwechslungsreiche. Die Vielseitigkeit ist mir wichtig, nicht nur bei der Stückauswahl, sondern auch bei der Wahl der Gattung.

Wie würden Sie die Botschaft des Brandner Kaspar charakterisieren?

Der Reiz des Stückes liegt in der Diskrepanz zwischen dem ernsten Thema des Sterbens und der kindlich-naiven Art, mit der es im Stück behandelt wird, obwohl man weiß, dass der Tod unausweichlich ist. Die Grundbotschaft dreht sich natürlich um die Frage nach Leben und Tod. Doch wird sie nicht explizit ausformuliert, sondern kommt eher indirekt rüber. Alle bisherigen Inszenierungen haben dies so verstanden, und auch die Zuschauer verstehen intuitiv, worum es eigentlich geht. Die Darstellung des barocken Himmels ist ja absichtlich primitiv. Es geht nicht um den Anspruch, dass es um ein echtes Jenseits geht, sondern um den Versuch, etwas darzustellen, dem man sich nicht wirklich annähern kann. Vielmehr ist der Himmel vermenschlicht. Den Tode besoffen zu machen, sodass er einen nicht holen kann, ist lächerlich falsch gedacht. Es ist nur ein reizvolles Spiel, den Himmel als Einwohnermeldeamt zu sehen. Es geht um die Art, wie die Geschichte erzählt wird.

Wie denken Sie über den Wechsel der Gattung vom Theater hin zum Musical? Ist er Ihrer Meinung nach gut gelungen?

Da hilft ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte und die Entwicklung der Erzählung von Franz von Kobell gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in der es noch keine humorigen Himmelsszenen gibt. 1934 entstand daraus ein bürgerliches, biedermeierliches Trauerspiel von Joseph Maria Lutz über die Tragik des Todes. 1975 schrieb dann Kobells Nachfahre Kurt Wilhelm eine Theaterfassung für das Residenztheater München mit der Liebesgeschichte um Marei und den humoristisch aufbereiteten Himmelsszenen. Es gab auch eine Oper, ein Singspiel als Hörspielfassung und verschiedene Filme, etwa den mit Michael Bully Herbig als Boandlkramer. Das Stück hat also schon so große Veränderungen erlebt, dass dieser kleine Sprung zum Musical keine Bedeutung hat und fast logisch ist. Der Librettist des Musicals, Karl Heinz-Hummel, hat vieles von Kurt Wilhelm übernommen, aber auch Szenen wie die Wilderer-Handlung weggelassen und andere verändert.

Was halten Sie von dem Update mit bayerischen Sagengestalten wie der Trud oder der Wetterhex’?

Die bayerischen Sagengestalten gab es schon beim Singspiel. Die Mystik bei Kobell zeigt sich bei Hummel durch seine Affinität zu Perchten und Druden. Oder auch bei der wilden Jagd, die dem Boandlkramer helfen soll, den Kaspar zu überzeugen. Das sind darstellerische Mittel und schöne Möglichkeiten, durch die Unterstützung des Dramatischen und die Tänze etwas Schönes für das Auge zu bieten.

Singen Sie auch im Musical und wie geht es jetzt bei Ihnen jetzt weiter?

Tatsächlich muss ich mich als Sänger nicht verstecken. Zu meiner Ausbildung an der Theaterakademie gehörte auch eine Gesangsgrundausbildung. Ich mache daher solide beim Chor mit – mit einer Solozeile. Die anspruchsvollen Musikpassagen überlasse ich jedoch den ausgebildeten Sängerinnen und Sängern. Ich müsste mich sonst ziemlich intensiv musikalisch vorbereiten. Außer im Brandner Kaspar spiele ich parallel in mehreren Produktionen, zum Beispiel in „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind oder in „Adams Äpfel“ und „Anatevka ist überall“.

Interview: Brigitte Janoschka

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