Kolbermoor – Am allmonatlichen Orgelmittwoch in der Pfarrkirche Wiederkunft Christi hätte Johannes Krahl aus Leipzig spielen sollen – doch er bekam Corona. Für ihn sprang spontan Johannes Tribus aus Schnaitsee ein. Er brachte ein insgesamt sehr festlich-fröhliches Programm mit, das fast nur aus Musik von Johann Pachelbel bestand.
Zwischen die Pachelbel-Stücke hatte Tribus die Sonata IV in D-Dur von Franz Xaver Schnizer gestellt, der als Organist, Chorregent und Musikinstruktor im Benediktinerkloster Ottobeuren wirkte: eine freudig dahinsprudelnde Musik, die wie ein naiverer Mozart, im schnellen Schlussteil wie Spieluhr-Musik klingt: Musik wie tanzende und spielende Putti in einer Rokoko-Kirche. Tribus artikulierte hier fast didaktisch genau, so dass man den musikalischen Aufbau hören konnte.
Pachelbels Toccata in F-Dur: aufstrahlend und mit Verve gespielt. Die Toccata in e-Moll: sehr lebendig und spannungsreich phrasiert, dabei auch die freie Toccaten-Form ausnutzend. Das „Magnificat Mariae“ umspielt die gregorianische Magnificat-Melodie zuerst nur auf einem Manual, dann wandert die Melodie in das Bass-Pedal. Johannes Tribus empfand die Rhythmik so intensiv, dass er immer auf der Orgelbank mitwippte.
Machtvoll und rhetorisch nachdrücklich intonierte Tribus dann das Anfangsmotiv von Pachelbels Praeludium in D-Dur mit seinen aufschießenden und herabrollenden Läufen, einem ruhigeren Mittel- und einem akkordisch geprägten Schlussteil, in dem Johannes Tribus die klug registrierte Orgel in vollem Glanze strahlen ließ.RAINER W. JANKA