Von Piperpach über Peurbach zu Boibach

von Redaktion

Baierbach – In der Folge „Baierbach“ wurde in dieser Serie gezeigt, dass Baierbach in der Gemeinde Stephanskirchen nichts mit dem Namen des Freistaats Bayern zu tun hat und demnach zu Recht nicht ein y, sondern ein i im Ortsnamen trägt.

Zur Erinnerung: Im Steuer-, Abgaben- und Übergabebuch der Grafen von Neuburg-Falkenstein, im Codex Falkensteinensis also, ist in der wissenschaftlichen Ausgabe von Elisabeth Noichl unter der Nummer 78 von Baierbach im Jahre 1166 als „Biberbach“ die Rede. Hier war schon weit vor 1166 der Name eines Baches, in dem Biber hausen, als Ortsname übernommen worden.

Wie Karl Mair, Heimatforscher und seit 2020 Erster Bürgermeister der Gemeinde Stephanskirchen, in seinem Buch „Stephanskirchen“, Band 3, schreibt, „war das Dorf von einem kleinen Bach, dem Huberwiesbach, durchflossen“, und zwar bis in die 1960er- Jahre. Der Gewässername hatte sich also grundlegend geändert, der Ortsname aber nicht. Denn der sprachliche Sprung von „Biberbach“ zu „Baierbach“ kann in verschiedenen Sprachstufen gut nachvollzogen werden:

1170 Piberpach (Codex Falkensteinensis Nr. 146), 1419 Peurpach (Urbar des Kastens Rosenheim), 1442 Pewrpach (Klagschrift der Kastenleute), 1580 Peurpach (Urbarbuch des Kastens Rosenheim). Ob aber die lokale Aussprache „Boiboch“, die Karl Mair erwähnt, noch ein Überrest der traditionellen Lautung von „Peurbach“ ist, bleibt dahingestellt. Aber möglicherweise kann man aus Schreibweisen des Namens Baierbach aus späteren Zeiten weitere Rückschlüsse ziehen.

Baierbach war nämlich dank seiner schönen Lage am Simssee schon viele Jahrzehnte lang ein bekannter Ort. Dafür sprechen nicht zuletzt alte Ansichtskarten, die Karl Mair in seinem Buch präsentiert.

So steht auf einer Karte aus der Zeit um 1910 der Name des Dorfes als „Bayerbach“ geschrieben. Sogar auf einer Karte aus dem Jahre 1930, die Baierbach aus der Vogelperspektive zeigt, mit dem Gasthaus „Zum Simsee“ im Vordergrund und der Kirche St. Magdalena im Hintergrund, wird der Ort mit Ypsilon geschrieben. Die für damalige Touristen wohl gut passende Aufschrift lautete hier: „Bayerbach am Simsee“. Die Lokalisierung – „am Simsee“ – und das Ypsilon im Namen, das vielleicht ein bayerisches Heimatgefühl erzeugen sollte: zum Zwecke der Tourismuswerbung? Wann und warum ist man von diesem Wortlaut abgekommen? Sehr spannend sind oftmals die Angaben, die auswärtige Menschen von der Lautung von hiesigen Ortsnamen machen. So hat im Jahre 1810 der aus Nördlingen gebürtige Schwabe Friedrich Wilhelm Doppelmayr eine Zeichnung der Kirche St. Magdalena angefertigt, die er als „Kirche zu Beibach am Siemsee“ betitelte. Auffällig: Hier erscheint nicht die noch heute übliche dialektale „Boibach“-Lautung, sondern eine ganz reguläre Weiterentwicklung von /eu/ zu /ei/, nämlich per dialektaler Entrundung des Zwielauts von „Peurbach“ zu „Beierbach. Siehe „Leute“ zu „Leit“. Gleichzeitig aber, ebenfalls im Jahre 1810, hat Doppelmayr ein Gemälde mit dem gleichen Motiv als „Kirche zu Beyerbach“ betitelt.

Baierbach: Ein Ortsname voller sprachlicher Überraschungen, sei es in der Schreibweise, sei es in der Aussprache des Namens.

Armin Höfer

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