Rosenheim – Begeisterter Applaus empfing Peter Cornelius und seine Band im nahezu ausverkauften Kuko. Wenn einer der erfolgreichsten Singer-Songwriter der vergangenen 50 Jahre im deutschsprachigen Raum ein Konzert gibt, ist die Erwartung entsprechend hoch. Peter Cornelius und seine virtuose Band erfüllten alle Erwartungen.
Von Liebeskummer
und Prokrastination
Am Anfang stand das rockige, politisch-kritische Stück „Wenn der Wind zum Sturm wird“, mit dem Cornelius, mit Blick auf die aktuelle Lage in Europa, alle seine Konzerte beginnt. Ruhigere, gefühlvolle Titel wie das dem gleichnamigen Album entstammende „Süchtig“, das die typischen Leiden bei Liebeskummer thematisiert, oder die berühmten „Streicheleinheiten“ wechselten sich ab mit rockigen, kraftvollen Titeln wie „Hinterhofprinzessin“ oder „Irgendwann im nächsten Leben“ – eine Hymne an die weitverbreitete Unsitte, Dinge aufzuschieben.
Gitarrensolos und Instrumentalpassagen legten immer wieder den Akzent auf Cornelius‘ Virtuosität an der Gitarre – genauer gesagt, auf der jeweils zum Stück passenden Gitarre. Willi Langer am Bass, Christian Stolz am Schlagzeug und Robert Schmidt, seit 35 Jahren als Keyboarder an der Seite von Cornelius, trugen zu einem mitreißenden Konzerterlebnis bei.
Im Fokus stand natürlich Cornelius, die grauen, halblangen Haare zu Wellen gelegt. Seine Stimme ist gereift, vielleicht rauchiger als in jungen Jahren, aber immer noch kraftvoll und unverwechselbar. Stücke wie „Schatten und Licht“ und „Die unbequemen Freunde“ ließen durchscheinen, dass auch Peter Cornelius dunklere Zeiten erlebt hat. Überhaupt sind Gegensätze und Gegenpole ein zentrales Thema seiner Songtexte: Gehen und Bleiben, Schatten und Licht, Freude und Leid, Freiheit und Geborgenheit.
Vor der Pause setzten Cornelius und seine Musiker mit einer überlangen Version von „Ganz Wien hat den Blues“ noch einen Höhepunkt: Ein starkes Gitarrensolo leitete den rockigen Song ein, der das Publikum sofort zum Mitklatschen animierte; mittendrin ein intensives Wechselspiel zwischen Cornelius und seinem Keyboarder, schließlich eine vibrierende Note auf der E-Gitarre, eine gefühlte Ewigkeit lang – als die Zuschauer schon applaudieren wollten, wurde der ursprüngliche Song zu ihrer Überraschung nochmal aufgenommen.
Nach der Pause folgte zunächst das nachdenkliche „Du gibst nie wieder auf“, dessen Refrain Cornelius dem Publikum wie ein Mantra mitgab; anschließend eine nachdenkliche Hommage an die 60er-Jahre, intoniert auf einer türkisfarbenen Sitar mit märchenhafter, indischer Klangfarbe: „Schau, wie sich Menschen ändern“. Sein erster großer Hit von 1973, „Die Wolk’n“, vorgetragen in der Louisiana-Version, durfte natürlich auch nicht fehlen. Ein überraschend stimmiges, instrumentales Reggae-Intro führte unter dem Applaus des Publikums zur gewohnten Version des zum geflügelten Wort gewordenen Hits „Reif für die Insel“ hin und ließ alle aufspringen.
Am Ende gab
es drei Zugaben
Cornelius nahm auf einem Hocker vor dem Mikrofon Platz und glättete die Wogen mit einem Musik gewordenen, liebgewonnenen Morgenritual: „Der Kaffee ist fertig“. Nach dem rockigen und umjubelten „Bevor I geh“ verließen Cornelius und Band tatsächlich die Bühne – nur, um vom Publikum lautstark zum kraftvollen Hit „Segel im Wind“ als Zugabe zurückgeholt zu werden. Das Spiel wiederholte sich noch zweimal, und Cornelius gab noch den umjubelten frühen Hit „Wia a Kugel von an Flipper“ inklusive einem Gitarrensolo, bei dem die Töne der Saiten den Text zu singen schienen, zum Besten, bevor er einen weiteren Mega-Hit, „Du entschuldige, i kenn di“ auf der berühmten zwölfsaitigen Rickenbacker-Gitarre anstimmte. Cornelius sang den Refrain im Wechsel mit dem begeisterten Publikum und verabschiedete sich schließlich: „Vielen Dank! Und vielleicht bis irgendwann in diesem Leben!“