Zarte Lyrismen und düstere Dramatik

von Redaktion

Herbert Schuch und Maximilian Hornung brillieren in Neubeuern

Neubeuern – Eine musikalische Oase in all dem Vorweihnachtstrubel war beim letzten Meisterkonzert dieses Jahres der Schlosssaal von Neubeuern. Maximilian Hornung (Violoncello) und Herbert Schuch (Klavier) bannten das Publikum nicht nur mit ihrem harmonischen Zusammenspiel, sondern auch mit ihrer sympathischen Ausstrahlung. Auf dem Programm standen Werke von Schubert, Schumann, Saint-Saens und dem zeitgenössischen französischen Komponisten Guillaume Connesson.

Freundlicher
Grundton

Schuberts sogenannte „Arpeggione“ Sonate in a-Moll D 821 besticht durch ihren freundlich-lyrischen Grundton. Maximilian Hornung spielte das innige, zum Mitsummen animierende Hauptthema des Allegro moderato mit großer Zartheit. Der geschmeidige, warme Ton seines Cellos verzauberte die Hörer. Schuch, der seinem Partner im Adagio musikalisch untergeordnet war, beeindruckte durch einen sanften Anschlag und ruhige, konzentrierte Hingabe. Nur gelegentlich durchbrachen die andachtsvoll leisen Passagen des Satzes kraftvolle Akkorde.

Schön anzuhören war auch das Allegretto, in dem das Cello mit virtuosen Spielfiguren dominierte.

Einen spannenden Kontrast zu Schuberts zarten Lyrismen boten die drei Stücke „Les Chants de l ´Agartha“ für Violoncello und Klavier von Guillaume Connesson. Mitunter hatte man den Eindruck, die Stücke seien nicht 2008, sondern bereits viel früher komponiert, beruft sich der Komponist doch auf Einflüsse von Wagner, Richard Strauss und Debussy.

Eine düstere Dramatik mit einem zu Beginn leise murmelnden Klavier verbreitete der Satz „Sous le désert de Mongolie“. Bezug genommen wird darin auf eine Stadt im Inneren der Erde, die unter der mongolischen Wüste langsam auftaucht. Hornung brachte diese mystische Atmosphäre vom Dunkel ins Helle elegisch eindrucksvoll zum Erklingen.

Im zweiten Satz „La bibliothèque des Savoirs Perdus“ schlug Hornung die Saiten des Cellos mit dem Bogen, während Schuch kühle Töne erzeugte, die wie Tropfen auf Metall zu fallen schienen. Wild, zerklüftet, gelegentlich voller hektischer Rasanz erklang der letzte Satz „Danse devant le Roi du Monde“, in dem ein herrisches Motiv und folkloristisches Thema verarbeitet wird.

Romantischen Wohlklang verströmten nach der Pause die Lieder aus „Myrthen“ op. 25 in einer Bearbeitung für Violoncello und Klavier von Robert Schumann. Mal schwelgerisch, dann wieder hell und lieblich, bildeten Cello und Klavier eine berückende musikalische Synthese. Sehnsuchtsvoll klang das Lied „Widmung“ von Rückert, martialisch „Hochländers Abschied“ von Burns, duftig und sanft Heines „Du bist wie eine Blume“. Schuch und Hornung boten auf ihren Instrumenten den kompletten menschlichen Gefühlskosmos von wilder Verzweiflung bis zu liebevoller Hingabe.

Schmalziger
Ohrwurm

Die Sonate Nr. 1 in c-Moll von Saint-Saens beschloss den Konzertabend. Auf ein vorandrängendes Allegro folgte ein wunderbar inniges Andante tranquillo sostenuto mit einem zu Herzen gehenden Choralthema, das Cello und Klavier gemeinsam anstimmten.

Nach dem Allegro moderato mit seiner expressiven Wucht brandete vom Publikum stürmischer Beifall auf, für den sich passend zum Kalender Hornung als „Stehcellist“ und Schuch mit dem schmalzigen Ohrwurm „White Christmas“ bedankten.

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