Brauch lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen

von Redaktion

Volksmusikpflege Von den Sterndeutern und Sternsingern und ihren Liedern damals und heute

Bruckmühl – Seit vielen Jahren gehen die Erwachsenen in Bruckmühl zum Sternsingen – und das mit zahlreichen unterschiedlichen Liedern und Sprechertexten. Es gibt noch andere Orte in (Ober-)Bayern, in denen nicht nur die Kinder und Jugendlichen im Auftrag der katholischen Kirche unterwegs sind.

Denn erst im Jahr 1958 wurde diese erfreuliche Sammelaktion in allen Bistümern der Bundesrepublik Deutschland ganz neu eingeführt: Junge Ministranten und ihre Freunde ziehen als „Dreikönige“ verkleidet alljährlich von Haus zu Haus und sammeln in der „Aktion Dreikönigssingen“.

Der Brauch der umherziehenden Sternsinger ist in Oberbayern sehr alt. Es waren erwachsene Sternsinger, die in den teils über 500 Jahre alten Akten vorkommen. Anhand von Rechnungen aus Gemeinden und Klöstern, in denen ein „Ansinggeld“ verzeichnet ist, das man den erwachsenen Sternsingern für ihr Singen entrichtete, lässt sich der Sternsingerbrauch in Oberbayern anhand der Forschungen von Fritz Markmiller („Der Tag, der ist so freudenreich“, 1981) bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückführen.

Die Sternsinger gehen von Haus zu Haus und tragen dort Lieder und kleine Spielszenen vor. Bis in die 1950er-Jahre haben Volksliedforscher diese Dokumente aufzeichnen können, in großer Vielfalt und örtlich sehr prachtvoll.

Haben die Sternsinger früher oft für die eigene Tasche gesammelt, vielleicht um ihre Armut zu lindern, oder wie die Laufener Schiffleute, die im Winter keine Arbeit hatten, um ihr Brot zu verdienen, oder die Kirchensinger, die mit dem Sternsingen ihren Jahreslohn von der Kirchengemeinde einholten, so ist es heute üblich geworden, für ärmere Menschen zu sammeln, im Ort und in anderen Ländern.

So berichtet der Münchner Volksliedforscher August Hartmann (1846 bis 1917) aus dem Dorf Otterfing, wo er ein besonderes Sternsingerlied aufzeichnen konnte, das in Teilen auch in Willing und Ast im Mangfalltal oder in Prien überliefert ist.

In Otterfing hatte es 84 Strophen und erzählte die ganze Geschichte der Sterndeuter/Könige („Volksthümliche Weihnachtlieder“, Leipzig 1884, Nr. 133).

Hartmann berichtet ausführlich „über die feierlichen Gebräuche, unter welchen dies große Sternlied“ vorgetragen wurde. Die „Rohrdorfer Sänger“, vier gestandene Mannsbilder, haben das Lied Anfang der 1980er-Jahre für einen Abend „Wissen Volksmusik“ im Bildungswerk Rosenheim und eine Rundfunkaufnahme neu und eindrucksvoll interpretiert. Diesen alten Quellen folgend, hat die Volksmusikpflege seit Jahren in Bruckmühl mit erwachsenen Sternsingern, mit Königen, Sterndeutern, Sternträger und Gefolge diesen Brauch neu aufleben lassen.

In diesem Winter finden die Veranstaltungen am Montag, 30. Dezember, und am Montag, 6. Januar statt (mehr im Infokasten). Die Organisation dieser aktuellen Sternsingerbräuche liegt beim „Förderverein Volksmusik Oberbayern“ (83052 Bruckmühl, Pfarrweg 11, Telefon 08062/8078307, ernst.schusser@heimatpfleger.bayern) und der Kreisvolksmusikpflege Rosenheim. Gern können auch andere Sternsinger die Liedtexte erhalten. Der Förderverein hilft gerne weiter. ernst schusser

Veranstaltungen der Volksmusikpflege

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