Erl – Die erste Saison des neuen Intendanten Jonas Kaufmann bei den Tiroler Festspielen Erl hat begonnen. Nach den Opern-Premieren gab’s eine muntere Matinee unter dem Titel „Applaus für die Gebrüder Strauß“. Zuerst hörte man die Stimme von Jonas Kaufmann als Tonkonserve mit einer tirolerischen Begrüßung („Griaß enk!“) und der üblichen Handy-Warnung, dann sprang der Intendant am Ende auf die Bühne und sang live.
Melange aus
Konzert und Show
Das Ganze war eine Melange aus Orchesterkonzert, Bühnen-Show und Erzähltheater, inszeniert von Giulia Giammona, gedacht als Konzert für Familien. So wuselten viele Kleinkinder herum, die sich zwischendurch lautstark einmischten, aber insgesamt aufmerksam zuhörten.
Links auf der Bühne saß das Festspielorchester, das unter der animierenden Leitung des Chefdirigenten Asher Fisch sehr tanzlustig, temperamentvoll und bisweilen ein bisschen knallig aufspielte, dann aber auch wohlig-sanft die Sängerin begleitete.
Der „Radetzky-Marsch“ kam gleich zu Beginn und damit ohne Mitklatschen. Rechts war das Café Dommayer aufgebaut, das Café, in dem sowohl Strauß-Vater als auch dessen Söhne Johann, Josef und Eduard auftraten. Alessandra Bareggi und Alexandre Cardoso tanzten als Kellnerin und Kellner mal mit Champagnergläsern, mal mit dem Wischmopp, als Stier und Toreador (bei der „Carmen-Quadrille“) und auch als Badenixen (beim „Donauwalzer“) durch das Café. Sie bedienten die drei Brüder Strauß: Johann (Adrian Umberto Weinek), Eduard (als Ersatz: Michael Hasslacher) sowie insbesondere die quirlig-humorvolle Fayola Schönrock als Josef, die auch als Erzählerin durch die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens Strauß & Söhne führte. Als Adele war Verena Tranker mit von der Partie, eine höhensichere Sopranistin mit viel Bühnenausstrahlung und einer verschwenderisch schönen Stimme, die mit Koloraturperlen nur so um sich warf im „Frühlingsstimmenwalzer“ und die Koketterie in Person war in „Mein Herr Marquis“ aus der „Fledermaus“. Wenn sie gepackt wurden von den Strauß’schen Polka- und Walzer-Rhythmen, tanzten alle vergnügt dazu, Tänzer, Sänger und Schauspieler.
Dunkelbronzierte
Stimme
Beim „Lagunen-Walzer“ war’s dann so weit: Jonas Kaufmann enterte das Podium und sang das (scheint’s etwas tiefer gelegte) „Gondellied“ aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“ mit dunkelbronzierter Stimme. „Jetzt wissen wir: Der Kaufmann kommt aus Venedig“, scherzte Verena Trenker. Die vergnügliche Matinee endete mit dem alles umarmenden „Brüderlein und Schwesterlein“ und dann dem Champagner-Galopp aus der „Fledermaus“: ein Mini-Neujahrskonzert, nur viel lebendiger und heiterer.