Nachdenken über die Bezeichnung „ad Sinsa“

von Redaktion

Neubeuern – In aller Regel kam der Neubeurer Namenforscher Dr. Josef Bernrieder (1923-2006) zu klaren Einschätzungen über die von ihm beschriebenen Ortsnamen; aber im Falle der in der „Notitia Arnonis“ im Jahre 788/790 erwähnten „ecclesia (Kirche) ad Sinsa“ (an der Sims) bleibt es laut Bernrieder offen, ob mit dem Standort der ersten christlichen Kirche im Raum zwischen Inn und Simssee der heutige Weiler Sims gemeint ist oder das heutige Dorf Stephanskirchen.

In seinem Bildband „Stephanskirchen und Umgebung in alten Ansichten“, Band 3, teilt der Autor – und spätere Erste Bürgermeister der Gemeinde Stephanskirchen – Karl Mair diese Skepsis. Mair schreibt: „Die Bezeichnung ‚ad Sinsa‘, also nahe des Flusses Sims, macht einen Standort beim Weiler Sims genauso wahrscheinlich wie am Platz der heutigen Kirche in Stephanskirchen, zumal beide Orte von der Sims etwa gleich weit entfernt liegen“. Stephanskirchen ist laut Josef Bernrieders Forschungen in den Urkunden Salzburg Nr. II, 235 als „Stevenschirgen“ genannt, als Ort bei einer „Kirchen“ (im Dativ der Ortsangabe, Einzahl!), die dem heiligen Stephanus geweiht ist. „Der Zusammenhang zwischen den beiden Kirchenerwähnungen“, so Mair, „bleibt ungeklärt“. Bleibt auch der Name „Sims“ ungeklärt?

Schon die örtliche Aussprache des Weilers Sims gibt erste Hinweise zur Namensdeutung: Sie lautet „Sinz“, wie Karl Mair schreibt. Tatsächlich haben die frühen Erwähnungen des Ortes ein n im Namen: 1040 Sinsa, 1160 Sinse und schon 1195 Sints, wie der Namenforscher Hans Meixner in „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“ schreibt.

Die weiteren Schreibungen belegen das heutige m im Namen: Simsmül in den Klinger Gerichtsliteralien Nr. 60 1/3 von 1367 bis 1390 (Meixner), Symbs im Rosenheimer Salbuch Nr. 9 von circa 1500 (Meixner). Insbesondere die Bezeichnung „an der Simbß“, die Professor Albrecht Greule in seinem Werk „Deutsches Gewässernamenbuch“ für das Jahr 1522 nennt, legt es nahe, von der Sims als Namensgeberin für den Weiler Sims auszugehen, und nicht nur das:

Für circa 1090 (Greule) ist die lateinisch gefärbte Wendung „prope lacum Sinse“ (Greule) belegt. Hans Meixner nennt für das Jahr 1095 aus den „Monumenta Boica 3,4“: „lacus Sinsee“ – mit Doppel-e. Somit könnte man hier übersetzen: „Der See Sim-See“; gemäß Albrecht Greules Zitat lautet aber der – sicherlich – selbe Beleg – „beim See Sins(e)“.

Die Sims hat also als einziger Abfluss des Simssees eben diesem ihren Namen verliehen. Zum Vergleich: Die Mangfall als Abfluss des Tegernsees hat Derartiges nicht geschafft! Oder hieß sie einst „Tegera“?

Was der Name „Sims“ bedeutet, ist umstritten. Meixner und Mair nennen ein althochdeutsches Verbum sinnan mit der Bedeutung „gehen, bewegen“.

Albrecht Greule erklärt den Werdegang von „Sims“ aus althochdeutsch Sinsa, zuvor Sinisa, entstanden aus Senisa, das im Zusammenhang mit einem vorromanischen, erschlossenen Reliktwort „senia“ steht, welches „Sumpf, Sumpfland, Torf, Röhricht“ bedeutet, was zum ursprünglichen „Moorgebiet zwischen Simssee und Sims-Mündung“ in den Inn, so Greule, gut passen würde.armin höfer

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