Selbst Mozart tanzt Walzer

von Redaktion

Heiteres Neujahrskonzert mit Max Müller als singendem Conférencier

Rosenheim – Das Kultur- und Kongress-Zentrum platzte schier aus allen Nähten – kein Wunder, trat doch der berühmte Rosenheim-Cop Max Müller alias Michi Mohr gleichsam in seiner „Heimatstadt“ auf. Er fungierte als singender, plaudernder, Gedichte rezitierender und wienerischen Schmäh verbreitender Conférencier beim Neujahrskonzert der Münchner Symphoniker.

Wirkungsvoll
Pointen gesetzt

Dass er Gesang studiert hat, weiß man, wie erfolgreich, hörte man: Mit angenehm timbriertem Bariton schwärmte er „Nur für Natur“ aus Johann Strauß‘ Operette „Der lustige Krieg“ und beschwor eine nicht vorhandene Schöne: „Sag ja!“ aus Johann Strauß‘ Operette „Cagliostro in Wien“. Wirkungsvoll setzte er seine Pointen und seinen wuschelhaarigen Lausbubencharme ein.

Seine beiden Arien waren programmatisch: Der Dirigent Daniel Spaw, sonst Leiter der Bad Reichenhaller Philharmoniker, hatte ein Programm jenseits der ausgewalzten Walzer-Pfade ausgesucht, die nur bei den üblichen Zugaben begangen wurden. So baute er als lyrische Ruhepunkte zwei Chansons von Edward Elgar ein: das „Chanson de matin“ und das „Chanson de nuit“: Gesang also morgens und nachts, vor allem von den Geigerinnen und Geigern schwelgerisch vorgetragen zu den anmutigen Figuren, die der Dirigent in die Luft malte.

Das Programm endete auch nicht mit einem Wiener Walzer, sondern mit einem der Slawischen Tänze von Antonín Dvorák, mit voller symphonischer Wucht gespielt.

Weil der österreichische Komponist und Orchesterleiter Josef Gungl (1809 bis 1889) im Jahre 1868 die Bad Reichenhaller Philharmonie gegründet hat, fetzte Spaw lärmend mit einem Galopp von ihm „Durch dick und dünn“. Und weil Daniel Spaw gebürtiger Amerikaner ist, ließ er symphonisch die Freiheitsglocke läuten in „The Liberty Bell“, einem Marsch des Marschkönigs John Philip Sousa.

Doch das Herzstück des Neujahrskonzerts sind natürlich die Werke der Wiener Walzerkönige. Aus diesen holte Daniel Spaw viele feine Einzelheiten heraus, ob in der Ouvertüre zum „Spitzentuch der Königin“ von Johann Strauß Sohn, in der in die Beine gehenden Schnellpolka „Mit Chic“ von Eduard Strauß oder in der Schnellpolka „Ohne Sorgen“ von Josef Strauß mit chorischem Lachen der Musiker.

Spaw vergaß auch Strauß‘ Walzerkonkurrenten nicht, nämlich Carl Michael Zierer: In dessen Walzer „Die Nachtschwärmer“ sangen die Musiker als müde nach Hause torkelnde Nachtschwärmer, die dann aber hellwach nach den Angaben ihres Dirigenten fast jauchzend in den Walzertakt fallen, ganz wienerisch mit der „verhatschten“, also leicht verzögerten Zwei des Dreiertaktes und voll süß-süffiger Melodik.

Opernmelodien im
Dreivierteltakt

Und auch Josef Lanner, den Urvater des Wiener Walzers, ließ Daniel Spaw nicht aus: In „Die Mozartisten“ tanzt der Walzerrhythmus zu Mozarts Melodien aus seinen Opern, von der Königin der Nacht bis Don Giovanni. Walzer tanzen mit Mozart – typisch Wien. Großer Jubel im ausverkauften Haus – und natürlich eifriges Mitklatschen beim „Radetzky-Marsch“, womit auch Johann Strauß Vater gehuldigt worden war.

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