Gerd Behringer: „Historisches Zementwerk Litzldorf“, digitaler Fotodruck auf Leinwand.
Bad Aibling – Wegen der großen Beliebtheit des Formates „Art-Vielfalt“ gibt es gleich zu Jahresbeginn noch einmal eine solche Präsentation. Mehrere Künstler des Kunstvereins Bad Aibling – von zwei Personen an aufwärts – können sich zusammentun und gemeinsam eine Kurzausstellung konzipieren, die sich über zwei Wochenenden erstreckt, also wesentlich kürzer ist als die sonstigen.
Unterschiedliche
Arbeitsweisen
Während bei der „Art-Vielfalt“ zum Jahresende 2024 Kunst im Raum stand und an den Wänden hing, handelt es sich dieses Mal nur um Bilder an der Wand. Dennoch grenzen sich die Werke der vier Teilnehmer deutlich voneinander ab.
Gerd Behringer hat bereits in frühen Kindertagen gemalt, später aber lange Pausen eingelegt. Erst vor einigen Jahren, animiert durch seine fotografischen Arbeiten, griff er wieder zu Farbe und Pinsel.
So entstanden reine Acrylmalereien, aber auch übermalte Fotografien, ebenso Fotos, die auf dem Computer bearbeitet wurden und ausdrucksvolle Schwarz-Weiß-Fotos. Er sucht sich seine Motive in der Natur und beim Menschen. Der Turm des stillgelegten Zementwerks im Wald bei Litzldorf stand gleich zweimal Pate, einmal als bearbeitete Fotografie und einmal als reines Acrylgemälde auf grobem Leinen.
Die Stimmung ändert sich je nach Gestaltung. Spiegelungen im Wasser sind reizvolle Motive, die durch Zerkleinern des Motivs in winzige Partien in Bewegung zu geraten scheinen. Behringer, der in Bad Aibling lebt, hat seine Fertigkeiten in VHS-Kursen und Lehrgängen an der Akademie der Bildenden Künste Kolbermoor erworben und vertieft.
Erna Neumeyer ist ebenfalls in Bad Aibling zu Hause. Ihre Neigung zur Malerei ist erst einige Jahre alt, aber sie hat mit großer Ernsthaftigkeit ihren Weg begonnen. Acryl und Leinwand sind ihre Malmittel, Landschaften, realistisch wahrgenommen, ihr Thema. Auffallend hängt in der Mitte, umgeben von anderen ihrer Bilder, eine Landschaft aus Südtirol. In sanften Grüntönen ist das Bild klassisch aufgeteilt: Vorder-, Mittel- und Hintergrund kennzeichnen es. Im Vordergrund stehen Gewächse in der Form von Büschen, den Mittelgrund bilden akkurat getrennte Äcker in unterschiedlichen Grüntönen und im Hintergrund liegt ein Gewässer, über dem der Abendnebel schwebt. Der blassgraue Himmel gibt dem Bild den Abschluss – ein klassisches Gemälde. Anders ein Paar mit zwei Bildern, auf denen abgefallene Orchideenblüten noch immer zart schimmernd ihrem Ende entgegensehen.
Aus Österreich, genauer aus Langenkampfen, stammt Margit Piffer, deren große, informelle Bilder einen Teil des Ausstellungsraumes dominieren. Sie sind ausnahmslos ohne Titel, sprechen nur durch Farbe und bizarre Form. In kräftigem Ocker oder leuchtendem Rot, mit eingearbeitetem Papier oder Materialien wie Sand und Erde, die eine reliefartige Wirkung erzeugen, behaupten sie sich neben den zahlreichen anderen Werken. Ihre Ausbildung erhielt Piffer in mehreren Seminaren und Akademien, zahlreiche Ausstellungen begleiten ihren künstlerischen Weg.
Analog und
digital
Der Vierte ist Thomas Huber aus Rosenheim mit seinen Fotoarbeiten. Einen ganzen Zyklus von „Mauerwerken“ präsentiert er, durchnummeriert und sorgfältig auf Fine-Art-Papier produziert und vergrößert. Mal hat Huber analog gearbeitet, mal digital, immer den Fokus auf Wände und Mauern gerichtet.
Es sind alte Wände aus Stein oder Beton, die die Verletzungen des Alters tragen. Durch starke Vergrößerung kann man jedes noch so kleine Detail erkennen. Schrunden und Vertiefungen im Mauerwerk, klaffende Risse, Farbreste von Bemalungen, alles zeugt von gelebter Existenz, erzählt Geschichten. Auf einem Bild ist in der Farbe ein geringeltes Stück Schnur hängengeblieben. Es wirkt wie ein Schlusspunkt unter alledem.