Auf dem Mägdemarkt zu Keferloh

von Redaktion

Haarsträubende Erlebnisse bayerischer Helden bei „Opern amoi anders“

Edling – Opern können auch ohne Arien und großes Orchester amüsant und spannend sein. Neue, urkomische Mundartverse, klasse Musik und sogar ein wenig Gesang sorgten für köstliche Unterhaltung bei „Opern amoi anders“ im Krippnerhaus.

„Die Oper ist eine hübsche Unterhaltung, die noch besser wäre, wenn nicht dabei gesungen würde“, soll einst der französische Komponist Claude Debussy einmal behauptet haben. Dr. Hans Küsters und Max Dietrich waren wohl der gleichen Meinung, als sie zum ersten Mal mit „Opern amoi anders“ die Bühne betreten haben.

Handlung nach
Bayern verlegt

Mittlerweile gibt es acht Programme, in denen die Autoren die Libretti berühmter Opern ins Bayerische umgedichtet haben. Ihre Heldinnen und Helden trifft man im Münchner Umland, im Chiemgau oder auch im spanischen Sevilla. Die Handlung ist wie im Vorbild gleichgeblieben und an Dramatik meist kaum zu überbieten. Es geht um Liebe, Leidenschaft und Eifersucht und sogar um Mord und Totschlag.

Vorgetragen wurde die inszenierte Lesung lustig und charmant von den Autoren selbst und Brigitte Oberkandler, die den weiblichen Figuren ihre sonore Stimme lieh.

Als Erstes ging es an den Chiemsee. Dort war der fliegende Holländer dazu verdammt, mit Schiff und Mannschaft zwischen Chieming, Gstadt und Seebruck solange hin und her zu segeln, bis er eine Jungfrau findet, die ihn liebt. Denn… „die Matrosen auf dem Boot, schaun alle aus, ois warns scho dod.“ Es war also gar nicht so einfach an den Gestaden des Chiemsees eine selbige zu finden.

Endlich aber kam der fliegende Holländer mit einem Chiemseefischer ins Geschäft und bot all sein Gold für dessen Tochter. Die war nicht abgeneigt. Jedoch kamen an ihrer wahren Liebe Zweifel auf. Das Schiff des Holländers versank. Die Geliebte aber sprang ihm nach und erlöste so den Holländer von seinem Fluch.

Im 19. Jahrhundert war „Martha“ oder „Der Markt zu Richmond“ von Friedrich von Flotow die meistgespielte Oper weltweit. Heute ist das romantisch-komische Werk in Vergessenheit geraten. Hans Küsters und Max Dietrich haben es neu belebt und die Handlung vom fernen England auf den Keferloher Mägdemarkt verlegt.

Dort geben sich die adelige Hofdame Adelheid und ihre Zofe Nanni als Dienstboten aus. Sie werden prompt auch engagiert. Nur leider sind die beiden für niedere Arbeiten völlig untauglich. Doch dann verlieben sich Gutsbesitzer Rigobert und sein Freund Peter in die falschen Mägde und es kommt zum Happy End.

Um Liebe und Intrigen ging es auch im „Barbier von Sevilla“. Der intrigante Dr. Bäuerlein will sein Mündel Rosi heiraten, nicht der Liebe wegen, sondern wegen ihres Erbes, das dann in seine Hände fallen würde. Doch Rosi hat sich längst in Graf Ludwig verliebt, der in diversen Verkleidungen ihre Nähe sucht. Figaro, der Barbier von Sevilla, hilft Ludwig mit Witz und List, Rosi aus den Fängen des geldgierigen Vormundes zu befreien.

Ein Trio übernimmt
den Orchesterpart

Das Wasserburger „Trio Tonale“ trat an die Stelle des Opernorchesters. Ernst Hofmann am E-Piano, Gerlinde Hofmann am Akustik-Bass und Stefan Schrag am Saxofon spielten die Begleitmusik mit neu arrangierten Opernthemen und charmanter Salonmusik. Zusammen mit den haarsträubenden Erlebnissen der bajuwarischen Opernheldinnen und -helden entstand ein überaus kurzweiliger Unterhaltungsabend. Der Münchner Kulturmäzen und Schriftsteller Paul Schallweg (1914 bis 1998), der als Erfinder der Opern auf Bairisch gilt, hätte sicher seinen Spaß daran gehabt.

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