Traunstein – „Johann Strauß forever“ war der Titel des seit Wochen ausverkauften Konzerts des Musikkollegiums Traunstein überschrieben. Unter Leitung von Augustin Spiel präsentierte das große Orchester in voller sinfonischer Besetzung mit Streich-, Holz- und Blechblasinstrumenten, dazu Schlagzeug mit Kesselpauken, Trommel und Becken in der Aula der Berufsschule fast ausschließlich die immer beschwingte, beseligende Musik von Johann Strauß junior, seinem Vater oder Bruder Josef.
Federleicht erklangen die schönsten Stücke der klassischen Wiener leichten Muse, die allerdings keineswegs so federleicht zu spielen sind, wie es den Anschein hat. Dahinter steckt zeitaufwendige, geduldige Probenarbeit für jeden einzelnen Musiker, aber auch in wiederholten Proben zusammen. Dank der disziplinierten Einstudierung und der guten Akustik der Aula wirkten die furiosen temperamentvollen Passagen als auch die zarten lyrischen Teile virtuos zusammen. Augustin Spiel dirigierte mit kleinen, konzentrierten Bewegungen, manchmal nur mit dem Finger oder durch Blicke.
Im ersten Teil kamen vier Stücke von Johann Strauß Sohn zur Aufführung, die Ouvertüre zu „Waldmeister“, opus 46, der Walzer „Künstlerleben“ und „Intermezzo aus 1001 Nacht“. Einen großen Teil des Charmes dieser Konzerte macht es aus, dass Augustin Spiel das Publikum mit amüsanten, sehr informativen Geschichten zu den einzelnen Stücken oder Komponisten einstimmte.
Im zweiten Teil erklang die Ouvertüre zur Oper „Pique Dame“ von Franz von Suppé, wo besonders die Flöten und die Tuba, eingebettet in den Klang des großen Orchesters wundervoll zart erklangen. Danach waren drei Stücke nicht Johann, sondern dem Bruder Josef Strauß (1827 bis 1870) gewidmet. Anders als sein leichtlebiger Bruder Johann, der einem Flirt nie abgeneigt war, liebte Josef seine Frau Caroline innig und widmete ihr oft seine Musik, wie die hier gespielte Polka „Frauenherz“, die auch auf den Namen einer Pflanze Bezug nimmt, bei uns bekannt als „Tränendes Herz“.
Vor dem offiziell letzten Stück, der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß Sohn, erzählte Gustl Spiel: Der Komponist hatte damals eine Liebesbeziehung zu einer 19-jährigen Olga, der er unter anderem schrieb: „Du bist das Wesen, das mir von Gott gesandt worden ist“, und die er liebevoll „mein Kobold“ nannte. Allerdings war die Mutter der jungen Dame gegen die Verbindung und für die Hochzeit mit einem hoch gestellten Adligen, sodass das Liebesglück jäh beendet wurde. Anlass für die Wiener Gesellschaft zum Tratschen – Johann Strauß reagierte mit der oben genannten Polka.
Nach dem lang anhaltenden Applaus ließ sich Gustl Spiel noch zu dem wohl berühmtesten Walzer aus der Wiener Opernwelt „überreden“, nämlich dem wunderbaren Walzer „An der schönen blauen Donau“, 1867 von Strauß junior geschrieben – „ein musikalisches Heiligtum“, wie es Spiel formulierte.
Zur Begeisterung des Publikums folgte noch der berühmte Radetzky-Marsch, diesmal von Johann Strauß senior, bei dem die Zuhörer im Takt gleich mitapplaudierten. Ein unvergessliches Musikerlebnis, nach dem sich wohl jeder schon auf das nächste Konzert des Musikkollegiums Traunstein freut.Christiane Giesen