Bad Endorf – Ein netter Einfall: Der Komponist Anton Reicha, quasi die Ikone böhmischen Musikantentums, lieferte durch ein Wortspiel das Motto des Konzerts: „reich an ton“! Alles klar?
Das Fagott spielte an diesem Abend in der Kirche St. Jakobus die erste Geige: In wechselnden Formationen präsentierten sich nämlich die „Deep double reed players“ – Augusto V. Palumbo, Francesco Muratori und Tanja Schelter. Pietro Aimi war leider erkrankt. Fagott, das Instrument, das meist im Untergrund des Orchesters „brummt“, das man aber vermisst, wenn es fehlt. Die Fagotte, zweimal vom Kammerorchester „Allegro con Brio“ begleitet, ließen im Laufe des Abends die wunderbar farbige Bandbreite ihres Klanges triumphieren.
„Reich an Ton“ war nicht übertrieben. Man könnte das Motto weiterspinnen: Reich an Differenzierung, an feinster klanglicher Balance und spielerischer Virtuosität!
Zum Auftakt gleich ein „Schwergewicht“! Der barocke Jan Dismas Zelenka siedelte seine Triosonate Nr.2 in g-Moll auf dem hohen kompositorischen Level eines Johann Sebastian Bach an. Der „gelehrte“ Kontrapunkt dient einer pulsierenden, ja leidenschaftlichen Musik, die unmittelbar anspricht. Francesco Muratori (Fagott), Moeko Hayakawa und Christiane Feig (Oboe) sowie Judith Trifellner und Oleksandr Pirtyev am Basso continuo brachten die dicht gewebte Musik souverän zum Leuchten.
Anton Reicha gab nun mit den „Variationen für Fagott und Streichorchester“ dem phänomenalen jungen Fagottisten Augusto V. Palumba Gelegenheit, nicht nur sein stupendes Können zu zeigen, sondern auch seinen Sinn für federnde Rhythmik oder zartest hingetupfte Töne – vom traumhaft innigen Zusammenspiel mit den Streichern ganz zu schweigen. Bei Reichas „Trios für zwei Hörner und Fagott“ waren nun Lucia Maria Palumbo und Sebastian Dögerl als Hornisten am Werk, zusammen mit Tanja Schelter am Fagott. Die Klangfülle der meisterhaft gespielten Instrumente suggerierten schier eine Eichendorffsche Szenerie – die berühmten „Prager Studenten“ on Tour?
Johan Baptist Vanhal, ein liebenswerter Zeitgenosse Mozarts, entzückte mit seinem großangelegten „Konzert für zwei Fagotte und Orchester“. Augusto V. Palumbo und Francesco Muratori spielten sich die Bälle zu, die Motive und Melodien wechselten von einem zum anderen Instrument. Dazwischen meldeten sich gewichtig die silbrig klingenden Geigen. Dann fast überraschend die Kadenz, die zum Höhepunkt des ersten Satzes führte. Viel Beifall des trotz niedriger Temperaturen im Raum animierten Publikums, Blumen für die Musiker und eine Zugabe. Man blieb im Lande der bisherigen Komponisten: „Bohemian Rhapsodie“ von Queen.Walther Prokop