Ein virtuoses Pas de deux in der Sawallisch-Villa

von Redaktion

Weltklasse-Flötistin Andrea Lieberknecht und Madoka Ueno am Klavier geben Konzert in Grassau

Grassau – Da es bei relativ starkem Schneefall den ganzen Abend hindurch für viele wohl nicht ganz so problemlos war auf den diesmal weißen Hügel in Grassau zu kommen, lauschten nur einige Dutzend musikbegeisterter Besucher dem fulminanten Konzert, das die weltweit bekannte Flötistin Andrea Lieberknecht im großen Kammermusiksaal der Sawallisch-Villa gab. Am Klavier wurde sie kongenial begleitet von der aus Tokio stammenden Madoka Ueno.

Zu Beginn – gleichsam zur harmonischen Einstimmung – spielten die beiden Musikerinnen die Sonate D-Dur opus 50 von Johann Nepomuk Hummel, der im Haushalt von Wolfgang Amadeus Mozart aufgewachsen war und dessen Musik teilweise von ihm beeinflusst war. Vor der Pause folgte noch die zweite Violinsonate G-Dur opus 13 von Edward Grieg, die Lieberknecht für Flöte arrangiert hat. Diese sehr fröhliche Sonate – manchmal durchzogen von dunklen Momenten – hatte der Norweger in jungen Jahren geschrieben. Sie ist eine Hommage an die ausgelassenen norwegischen Hochzeitsfeste. So beschwingt ging es in die Pause.

Japan spielte wiederum im zweiten Teil des Konzerts eine große Rolle, da Andrea Lieberknecht beim Flötenwettbewerb im japanischen Kobe im August 2025 Mitglied der Jury ist und Madoka Ueno dort die 40 ausgewählten junge Flötisten am Klavier begleiten wird. Bei Drucklegung der Konzertvorschau in der Villa waren die in Kobe verlangten Stücke noch nicht bekannt sodass dieser Abend in Grassau als „Überraschungskonzert“ überschrieben war. Es kamen Stücke von drei weniger bekannten Komponisten zur Aufführung, die alle eine unglaubliche Virtuosität und technische Fähigkeiten für den Flötisten wie auch ihre Begleitung am Klavier verlangten. Keine leichte Kost, aber ein wunderbares Konzerterlebnis. Den fulminanten musikalischen Auftakt machte das Concertstück opus 3 des 1847 in Kopenhagen geborenen Joachim Andersen, ein hoch begabter Flötist, der in 1882 die Berliner Philharmoniker mit gegründet hat. Das gespielte Frühwerk Andersens ist hörbar von der Musik Richard Wagners und anderer Komponisten aus der Romantik beeinflusst. Die neoklassischen „Moments“ opus 47 des aus Chicago stammenden Robert Mucynski (1929 bis 2010) folgten.

Beide Musikerinnen zogen sämtliche Register ihres Könnens – von zart feinsinnig über spannungsreich mit stupender Ausdruckskraft. So auch beim letzten Stück, dem des Franzosen Henri Busser, der 1973 im Alter von 101 Jahren starb. Er beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit der Musik Andalusiens. So erklangen seine „Andalucia sur des thèmes andalous“, inspiriert vom Gesang dieser Volksmusik und durchzogen von ihrer Sinnlichkeit und Rauhheit.

Zum Dank für den lang anhaltenden Applaus spielten die beiden Musikerinnen als Zugabe „La Danse d’Anitra“ aus Edward Griegs berühmter Oper „Peer Gynt“. Christiane Giesen

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