Mit Ohrenstöpseln ins Konzert

von Redaktion

Brachiale Metal-Sound in der Städtischen Galerie Rosenheim – Performance von Diana Burkot von Pussy Riot zur Punk-Ausstellung

Rosenheim – Die Stadtgalerie Rosenheim erzeugt gerade viel Aufmerksamkeit mit ihrer aktuellen Ausstellung „Punk – wir versprechen nichts“, die von einem spannenden Konzertprogramm garniert wird. Nach Auftritten von Kathina Koi, den „Buben im Pelz“ und Abissey gab es ein Konzert, das bereits seit geraumer Zeit ausverkauft war. Wegen des Publikumsaufkommens und des prominenten weiblichen Gastes hatte die Galerie auch eine Security-Firma bestellt. Gekommen war als ein Teil des Programms Diana Burkot, die in Russland bei politischen Protestaktionen des feministischen Kollektivs „Pussy Riot“ mitgewirkt hat, mit weltweiter Aufmerksamkeit und Verurteilungen. Seit 2022 leben die Mitglieder von Pussy Riot verstreut in London, Island und den USA. Burkot tourt derzeit mit dem kanadischen Metal-Duo „New Age Doom“ durch Europa und setzt sich im Rahmen der Riot-Days-Welttournee für LGBTQ-Rechte und ein Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine ein.

Den Auftakt in der knackvollen Galerie gestalteten Schlagzeuger Eric J. Breitenbach und Gitarrist Greg Valou mit einem brachialen und physischen Angriff auf die Hörorgane der Gäste – zum Glück stellte der Veranstalter Ohrenstöpsel zur Verfügung. Die brauchte man denn auch angesichts des ultralauten Sounds, der mit der Wucht eines startenden Düsenjägers auf das Publikum herniederfuhr, nachdem sich der Breitenbach erstmal eine Flasche Wasser über die Mähne gekippt hatte. Nach gewisser Schock- und Einhörphase eröffnete der Auftritt einige Klang- und Rhythmuserfahrungen und das Duo zeigte, dass es zu den derzeit spannendsten Experimental-Noise- Bands gehört. Manche Passagen wurden ergänzt durch Vokal-Einspielungen oder gerieten zunehmend vertrackter und komplexer. „Teuflische“ Symbolik und Publikumsansprache wie beim Metal-Festival in Wacken gehörten zu dem Auftritt, der gen Ende sphärisch und umtobt vom Publikum auslief.

Nach der Pause zeigte Diana Burkot zunächst eine Soloperformance auf der Bühne, mit übersetzten Texten auf Videoleinwand und akrobatischen Elementen. Mit den beiden Kanadiern zusammen ging es dann ins musikalische Finale, die Reaktionen im Nachklapp reichten von „cool“ bis „sehr bewegend“.

Andreas Friedrich

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